Üblicherweise werten Star-Designer als Ausstatter Filme auf. Jetzt scheint es umgekehrt: Das Fernsehen gibt einen Stil vor, Modemacher machen daraus einen Trend. "Von weitem sieht es nach einer 'Umkehr der Verhältnisse' aus", sagt Daniel Devoucoux, der in seinem Buch "Mode und Film" deren Wechselwirkungen untersucht hat. Der Mode- und Filmwissenschaftler, der an der TU Dortmund lehrt, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema. "Wenn man genau hinschaut, ist die Beziehung zwischen Mode und Film beziehungsweise Fernsehen komplexer. Es ist nicht so klar, wer wen mehr beeinflusst. Und es gibt mit der Industrie immer noch einen 'unsichtbaren Dritten' in dieser Gleichung. Schon in den 20er-Jahren gab es eine enge Beziehung zwischen Mode, Film und Industrie."

Auch in den 80er-Jahren hinterließen Serien wie "Dallas" und "Denver Clan" modisch Spuren, brachten dabei aber lediglich die Strömungen ihrer Zeit auf den Punkt (Was unter ästhetischen Gesichtspunkten ja schon schlimm genug war).  "Sex And The City" ging da ab Ende der 90er schon weiter. Wenn Carrie oder Miranda die Schuhe, Taschen oder Kleider eines bestimmten Modemachers trugen, schnellten deren Verkaufszahlen nach oben.

Dass jetzt mit dem Einfluss von Fernsehserien auf breitere modische Trends eine neue Dimension erreicht wird, räumt Devoucoux ein: "Sicher wird das Fernsehen immer modebewusster. Und es ist per se wirkungsvoller als der Kinofilm. Ein Film braucht mindestens acht Monate Vorlauf. Er kann nicht so schnell auf Veränderungen reagieren wie das Fernsehen." Auch seien die Designer "fernsehkompetenter" als früher, sagt der Kulturwissenschaftler. Das Fernsehen erlaube ihnen Erkenntnisse über den Zuschauer. "Der ist gleichzeitig der Konsument von Mode." Der Film öffne dem Zuschauer die Tür in eine Traumwelt. "Doch wird deren Imagination dann in die Imagination des Alltags herübergeholt."

Die Mode erlaubt demnach, einen Teil dieser Fernsehwelt in das eigene Leben zu retten. Und sei es mit einem Nagellack: Die Kosmetikmarke Nailtini hat schon zweimal eine Edition von Nagellackfarben herausgebracht, die von der "Mad Men"-Kostümbildnerin Janie Bryant geschaffen wurde. Bei "Downton Abbey" geht so etwas schwerer: Die Ladys tragen keinen Nagellack und kaum Make-up. (dpa)