Blattkritik:
"Men's Health Dad" macht das Kind zum Statussymbol
Wenn die Line Extension "Dad" im "typischen Men's Health-Stil" die Väter von heute anspricht, kann Frau nur die Augen rollen. Eine Blattkritik von W&V-Redakteurin Petra Schwegler.
Mein Haus, mein Auto, mein Kind: Die Anleitung zum standesgemäßen Nachwuchs liefert der Kioskneustart "Men's Health Dad". Vom Zeugen übers Verstehen der Schwangerschaftssymptome der werdenden Mütter bis hin zur Geburt, zum Wickeln, Versorgen, hippen Einkleiden und zum zeitgemäßen Bespaßen. Wenn sich das Team des Rodale-Motor-Presse-Titels "Men's Health" und "Deutschlands größtes Männer-Lifestlyemagazin“ dazu entscheidet, das "erste Männermagazin für Väter" ans Büdchen zu bringen, dann ergibt sich die Ausrichtung quasi von selbst. Es ist ein Heft, das Vatersein cool erscheinen lassen will. Der Nebeneffekt: "Men's Health Dad" macht das Kind zum Statussymbol, das Landhaus und SUV füllt.
Entwickelt wurde die Line Extension "Men's Health Dad" in der Redaktion des Männerblattes. Redaktionsleiter Marco Krahl wurde unterstützt von der Hamburger Väter gGmbH um Geschäftsführer Volker Baisch, spezialisiert auf Väter- und Unternehmensberatung. Der Leitgedanke hinter dem Neustart: "Das Leben eines Mannes ändert sich von Grund auf, wenn er Vater wird. Was bislang im Leben wichtig und richtig war, wird von heute auf morgen auf den Kopf gestellt, und es entsteht ein ganz neues Informationsbedürfnis."
Dieses Bedürfnis füttern die Stuttgarter "im typischen Men's Health-Stil". Will heißen: In der ersten Ausgabe reden frischgebackene Väter Tacheles, wie sie die Geburt ihres Kindes im Kreißsaal erlebt haben. Es werden im Selbstversuch vier Erziehungsstile ausprobiert. Ein Elternzeit-Guide erklärt den Männern, wie sich Beruf und Familie vereinbaren lassen. Daneben finden sich Ratgeber-Artikel zum richtigen Umgang mit dem Wunsch nach Fast Food und Smartphones.
Ein Essay in "Men's Health Dad" beschäftigt sich mit der Frage, warum Waffen auf viele Jungs eine magische Anziehungskraft haben. Ein Taschengeldkalkulator und eine Übersicht der 25 wichtigsten Handgriffe für Männer sollen konkreten Nutzwert liefern – Peinliches inklusive: Die Tipps und Formulierungen zu "Sex trotz Kind" kommen ganz tief aus der Klischee-Kiste ("Nasse Nippel", "Hubbelige Haut", "Paar Pfunde", "Berstende Brüste"). Hui, da bekommt Mann doch echt Lust auf weiteren Nachwuchs!
Seit Mittwoch liegt "Men’s Health Dad" als Testballon für 3,90 Euro im Handel - und ist voll im Trend: Das Magazin spricht eine sehr "spitze" Zielgruppe an. Haptik und Optik erinnern dabei an Titel des Gesellschafters Gruner + Jahr wie das Elternblatt "Nido". Bei Erfolg planen die Macher, den Titel ab 2016 mehrmals im Jahr in den Handel zu bringen. Für das Magazin spricht: Ihre Leser und deren Bedürfnisse dürften die Macher des Männer-Lifestylemagazins ganz gut eingeschätzt haben. Doch Frau wird bei "Men's Health Dad" wie bei einer derben Zote nur die Augen niederschlagen und murmeln: "Männer!"