
"Porno-Versicherung": Ergo mahnt Online-Dienst ab
Ergo zeigt Nerven: Nach der Affäre um die Budapester Sex-Party geht der Konzern gegen allzu drastische Formulierungen in einem Online-Fachdienst vor. Die abgemahnten Medienmacher wollen nicht zahlen und kontern mit noch derberen Alternativ-Vorschlägen.
Ergo zeigt Nerven: Nach dem Wirbel um Vertreter-Exzesse im Budapester Gellert-Bad geht der Versicherungskonzern jetzt gegen allzu freizügige Medienberichte vor und hat einen Münchner Verlag abgemahnt. Das entsprechende Schreiben einer Kölner Kanzlei liegt W&V Online vor. Die Anwälte wurden von der Ergo-Holding und der Ergo Direkt Versicherung beauftragt.
Bei seiner redaktionellen Berichterstattung über Ergo hatte das mittelständische Münchner Medienhaus auf seiner Internet-Plattform die Formulierungen "Porno-Versicherung" und "wegen eines Prostitutionsvorwurfs ins Zwielicht geratene Ergo-Gruppe" verwendet. Die Ergo-Anwälte sehen darin eine "üble Schmähung", die "in nicht hinzunehmender Weise" das Unternehmenspersönlichkeitsrecht des Konzerns verletze. Ergo verlangt nun eine Unterlassungserklärung mit Vertragsstrafe. Für den anwaltlichen Aufwand sind laut Kostenaufstellung über 1000 Euro fällig.
Die Münchner Medienmacher reagierten prompt und schlugen Ergo "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht" jeweils drei noch drastischere Alternativ-Formulierungen, darunter "wegen Vermittlung von Prostituierten an verdiente Mitarbeiter und Absetzung der Kosten als Betriebsausgaben". Ob Ergo schon eine Wahl unter teilweise noch derberen Ausdrücken getroffen hat, ist noch nicht bekannt. Eine Anfrage von W&V Online blieb bislang unbeantwortet.
Im Mai war bekannt geworden, dass die Ergo-Tochter HMI rund 100 verdiente Vertriebsmitarbeiter und Top-Manager zu einer Sex-Party nach Budapest eingeladen hatte. Die Kosten von rund 83.000 Euro wurden anschließend beim Finanzamt als Betriebskosten geltend gemacht. Wegen der Affäre hatte der Konzern seine millionenschwere Dachmarken-Kampagne vorübergehend aussetzen müssen.