Norbert Möller, Executive Creative Director der Peter Schmidt Group meint: "Wenn ein Logo die Verdichtung einer Unternehmensidee ist, dann sehe ich im neuen Logo der Stadt Köln das Gegenteil, eine Auflösung. In der heutigen Zeit braucht es Prägnanz, um sich in den Medien durchzusetzen, die fehlt komplett. Eine Linienmarginalie macht noch kein Logo und auch kein Designsystem. Zum Glück hat die Stadt den Dom, den Rhein und die Kölner, die es mit Humor ertragen werden."

Davon konnte man sich auf Twitter überzeugen:

Martina Hausel vermutet noch einen ganz anderen Zusammenhang: "Es gibt ja den Mythos, dass das eine oder andere weltbekannte Markenlogo beim Feierabendbier auf der Serviette entstanden ist. Vielleicht ist das neue Köln-Logo ja auch während einer Karnevalssitzung entstanden. Ist es vielleicht doch eine stilisierte Narrenkappe?"

Etliche Kommentatoren fühlen sich mehr an die Medizin erinnert, so auch Grafiker Matthias Geckert, der auf Facebook schreibt: "Ich weiß, wie schwer es als Kreativer ist, ein Logo zu entwerfen und jemandem klar zu machen, wieviel Zeit, Arbeit, zerknüllte Zettel und verlorene Nerven in sowas stecken... wenn ich das allerdings sehe... denke ich eher an ein EKG nach vorherigem Herzstillstand. Ganz unglückliche Wahl."

Aber es gibt auch Zustimmung und zumindest Verständnis für die Notwendigkeit eines Logos für das Stadtmarketing.

Und Facebook-Nutzer Herbert Born schreibt. "Auch wenn mir persönlich das Logo nicht wirklich gefällt, eine solche Arbeit als Humbug, ein Logo als unnötig zu bezeichnen, zeugt von Unkenntnis kommunikativer Funktionen. Ein Logo ist eine (Bild- und/oder Wort)marke und eine Marke ist ein non-verbaler Kommunikationsinhalt wie z. b. ein Leistungsversprechen. Wer den Mercedes-Stern, die Audi-Ringe, das Mcdonald's "M" oder das FCB-Wappen sieht, weiß sofort, was er damit verbindet - ohne weitere Worte. Ein Wirtschaftsstandort wie Köln braucht eine solche Marke. Also nix mit: bruche mr nit, fott domit! Nur besser machen könnte es man schon!"

Für Uli Mayer-Johanssen, Chairwoman of the Executive Board bei MetaDesign, kommt die Kommentarflut nicht überraschend. "Markenprozesse für Städte und Regionen gehören zu den komplexesten und schwierigsten überhaupt", erklärt sie auf Anfrage von W&V Online. "Dass der Prozess für Köln und sein Zwischenergebnis in Form des neuen Logos in der Kritik stehen, ist unabhängig von seiner Qualität nachgerade eine Gesetzmäßigkeit. Geht es um die eigene Heimat, empfinden die Menschen den Versuch einer verdichteten Aussage in Form einer Visualisierung in der großen Mehrzahl als Trivialisierung, ja sogar als Anmaßung. Umso wichtiger ist die kommunikative Begleitung des Ganzen, die das Vorgehen plausibel macht und vor allem vor Augen führt, dass es um weit mehr geht als ein Logo. Hier ist für die Verantwortlichen jetzt der größte Handlungsbedarf."

fs/bb

Wer es selbst versuchen will: Die Grafikdesign-Plattform 99designs hat seine Community dazu aufgerufen, neue Vorschläge zu entwickeln. Rund 400 gibt es derzeit.  Und auch die Kölner Agentur iConsultant ruft via Facebook zu einem alternativen Logo-Wettbewerb auf: "Kölle malt für umme".


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.