"Smoothie-Markt verfünffachen"
Das Geschäft mit Smoothies birgt in Deutschland noch viel Potenzial, sagt Richard Reed, einer der Gründer der Firma Innocent, im Interview mit Werben & Verkaufen. Beim Radio Day 2010 in Köln spricht der Smoothies-Pionier über "Green Marketing - Erfolgsfaktor oder Marketingblase".
Das Geschäft mit Smoothies birgt in Deutschland noch viel Potenzial, sagt Richard Reed, einer der Gründer der Firma Innocent. Derzeit führt er im Handel eine Großpackung ein. Beim Radio Day 2010 in Köln spricht er über das Thema "Green Marketing - Erfolgsfaktor oder Marketingblase?"
W&V Vor zwei Jahren gab es hier in Deutschland einen regelrechten Hype um Smoothies. Inzwischen ist es etwas ruhiger geworden. Ist das auf die Krise zurückzuführen?
Reed Der Smoothie-Hype, den Deutschland vor zwei Jahren erlebt hat, wurde von verschiedenen Marken getrieben, die mit viel Werbedruck auf das schnelle Geld hofften. Einige dieser Marken haben sich aber bereits wieder zurückgezogen, weil es ihnen nicht gelungen ist, ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Wir sehen aktuell eine Konsolidierung des Markts.
W&V Welches Potenzial hat denn der deutsche Markt für Innocent?
Reed Deutschland ist ein riesiger Markt, und trotz gewaltiger Werbeausgaben für Smoothies in 2007 und 2008 ist der Pro-Kopf-Verbrauch einer der niedrigsten in Europa. Wenn wir den Verbrauch etablierter Märkte wie Großbritannien oder Irland als Referenz nehmen, dann sehen wir: Es gibt das Potenzial, den deutschen Smoothie-Markt zu verfünffachen.
W&V Sie beziehen große Mengen Ihrer Früchte aus Übersee und planen die Internationalisierung Ihres Unternehmens. Andererseits verstehen Sie sich als nachhaltiges Unternehmen. Ein Widerspruch?
Reed Etwa 60 Prozent unserer Früchte kommen aus Europa. Leider wachsen hier aber keine Mangos oder Ananas, so dass unsere Frucht-Scouts ständig in Übersee unterwegs sind, um dort die leckersten Früchte zu finden. Die transportieren wir dann zu unserer Produktion. Allerdings nie mit dem Flugzeug, sondern immer mit dem Schiff oder auf der Straße. Eine Messung unseres CO2-Fußabdrucks, die wir bereits 2006 mit dem englischen Carbon Trust gemacht haben, zeigte uns übrigens: Der Großteil unserer CO2-Emissionen stammt nicht vom Transport der Früchte, sondern wird durch das Mischen, das Füllen und die Verpackung verursacht. Deshalb haben wir unsere Prozesse optimiert. So haben wir zum Beispiel unsere zu 100 Prozent recycelte Flasche entwickelt, die weltweit die erste ihrer Art ist. Außerdem haben wir an einigen Produktionsstätten Solarzellen installiert oder die Verwertung der Abfälle entscheidend verbessert. Durch diese Maßnahmen haben wir unseren CO2-Fußabdruck um 21 Prozent reduziert.
W&V Innerhalb Ihrer Kommunikationsstrategie nimmt das Social Web einen breiten Raum ein. Von klassischer Werbung dagegen scheinen Sie weniger zu halten.
Reed Online-Communities sind ein wichtiges Instrument, um engen Kontakt zu den für uns wichtigsten Menschen zu halten: unseren Konsumenten. Wir machen Smoothies für alle, die sich etwas gesünder ernähren wollen. Wir nehmen ihre Anforderungen und Wünsche sehr ernst. Jeder ist eingeladen, direkt mit uns in Kontakt zu treten, uns in den Büros zu besuchen, eine E-Mail zu schicken oder anzurufen.
W&V Smoothies sind bislang ein höherpreisiges Produkt. Gibt es Pläne, die Fruchtdrinks einer breiteren Käuferschicht zugänglich zu machen?
Reed Wir führen gerade unsere 750-ml-Großpackung im Lebensmitteleinzelhandel ein. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 2,99 Euro. Wir glauben, dies wird die Kategorie öffnen und unsere Produkte für noch mehr Menschen interessant machen.
W&V Im April hat der Coca-Cola-Konzern seinen Anteil an Innocent auf 58 Prozent erhöht. Müssen wir damit rechnen, Smoothies eines Tages in Dosen serviert zu bekommen?
Reed Die sehen in den Flaschen doch sehr glücklich aus. Und wir glauben, dass die Menschen die leckeren und natürlichen Früchte auch weiterhin sehen wollen, bevor sie sie trinken.