Welche Online-Erkenntnisse sollten beim Blattmachen einfließen?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. So richtig wirken Social-Media-Instrumente ja auch erst mittelfristig durch den stetigen Dialog mit den Lesern. Doch selbst in dieser kurzen Zeit haben wir bei "Wired" bemerkenswerte Anstöße erhalten. Wieviel dann in ein Print-Produkt einfließt, muss jeder Blattmacher für sich entscheiden.

Liegt die künftige Genese neuer Printtitel im Internet?

Nicht unbedingt. Doch hilft eine Online-Präsenz massiv dabei, neue Titel bekannt zu machen und schon frühzeitig mit den Wünschen möglicher Leser abzugleichen. Interpretiere ich die Frage aber andersherum, dann muss mal eindeutig gesagt werden: Es fehlt In Deutschland massiv an Print-Produkten, die den digitalen Wandel der Gesellschaft begleiten - und ihn nicht unkundig runterschreiben.

Haben Blattmacher mit Web-/Blog-/Social-Media-Erfahrung eine andere Arbeitshaltung?

Ich glaube, dass Social-Media-Erfahrung Journalisten demütiger macht. Das heißt nicht, dass sie katzbuckelig-servil daher kommen. Aber wer bloggt gerät selten in Gefahr, hochmütig zu werden. Er ist gezwungen, seine Thesen und Argumente zu verteidigen und Fehler zuzugeben.

Wie anpassungsfähig sind die online-affinen Schreiber im Vergleich zu den angestammten Print-Leuten?

Wer online gut schreibt, kann das auch für Print. Wir haben einige Autoren in der "Wired", die durch ihre Blogs bekannt sind. Im Gegenzug scheinen mir die meisten Print-Journalisten stilistisch sehr festgefahren zu sein. Im Gegenzug: Sind Blattmacher die besseren Blogger? Nein. Aber auch nicht ja. Die eine Kompetenz hat nichts mit der anderen zu tun. Häufig sind gute Blattmacher nicht mal gute Schreiber.

Wie müssten Nachwuchsjournalisten heute ausgebildet werden?

Ihnen müsste die Begeisterung für Multimedialität beigebracht werden. Denn seien wir ehrlich: Die Zahl der Arbeitsplätze in klassischen Medien sinkt und wird dies weiter tun. Doch quer durch alle Redaktionen höre ich, dass Volontäre kein Online machen wollen. Das ist ihrer mittelfristigen Erwerbsperspektive nicht zuträglich.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.