Georg Dahm und Denis Dilba:
"Substanz": Wie Wissenschaftsjournalisten versuchen, Geld im Netz zu verdienen
Fail better haben ironischerweise Georg Dahm und Denis Dilba ihre Firma genannt, unter der sie das abo-und crowd-finanzierte Portal für Wissenschaftsjournalismus substanzmagazin.de gegründet haben. W&V-Online hat mit den selbsternannten "Medienmogulen" über ihre Pläne gesprochen.
Man könnte den Firmennamen sicher auch fatalistisch deuten: Fail better haben Georg Dahm und Denis Dilba ihre Firma genannt, unter der sie das abo-finanzierte Portal für Wissenschaftsjournalismus substanzmagazin.de gegründet haben. Per Crowdfunding haben die beiden Gründer Unterstützung für das Projekt gesammelt. 37.176 Euro kamen zusammen, 592 Unterstützer glaubten an die Idee der beiden selbsternannten "Medienmogule", Geschichten zu produzieren, "die zeigen, dass Wissenschaft sich nicht immer in Nachrichtenhäppchen pressen lässt".
Am vergangenen Wochenende sind sie nun gestartet. Und gleich zu Anfang kostet jeder Artikel Geld. Gezahlt wird über Later Pay, ein Beitrag kostet je nach Größe von 29 Cent bis drei Euro. Für ein Monatsabo verlangen die Hamburger neun Euro. Um die ersten Testleser nicht gleich zu vergraulen, dürfen diese bis zu einer Preisgrenze von fünf Euro zunächst unverbindlich schnuppern.
Die Abos sind die wichtigste Säule im Business-Plan von Dahm und Dilba. "Unser Business-Plan basiert auf einer Worst-Case-Annahme, also maximaler Selbsttausbeutung, miese Verkäufe und mieser Anzeigenauslastung. Selbst damit wären wir in zwei Jahren profitabel. Dann könnten wir auch Leute fest anstellen, statt sie wie jetzt auf Stundenbasis zu bezahlen", sagt Dahm. Derzeit sind 17 Mitarbeiter beschäftigt.
Genaue Zahlen, wann der Break Even erreicht ist, nennt keiner der beiden, aber soviel verrät Dilba: "Mit 5.000 Abos wären wir diesem Ziel einen guten Schritt näher gekommen. Um profitabel zu sein, bräuchten wir Abos im oberen vierstelligen Bereich".
Abonnieren sollen vor allem Leser aus dem universitären Bereich. Dahm: "Wir glauben, dass wir da am Anfang am Schnellsten wachsen können. Im Prinzip wollen wir aber alle erreichen, die sich in irgendeiner Form für Wissenschaft interessieren." Derzeit sind noch keine Lizenzvereinbarungen getroffen worden. Der Aufbau einer journalistisch glaubwürdigen Marke steht zunächst im Vordergrund. "Aber wir denken natürlich auch an andere Geschäftsbereiche", sagt Dahm.
Auch einen Anzeigenverkauf wird es später geben, noch laufen entsprechende Gespräche mit einem Vermarkter. Natürlich biete ein kostenpflichtiges Modell nicht die Zugriffszahlen eines frei zugänglichen Portals. Stattdessen wollen Dahm und Dilba mit ihrer spitzen Zielgruppe reüssieren und hoffen für ihr Projekt auf Werbeformate, die "sich gut einfügen und die Leser nicht nerven".
Werbung für "Substanz" machen die beiden Gründer vor allem über soziale Netzwerke. "Wir nehmen Multimedia-Elemente aus einzelnen Beiträgen als 'Anschmecker'. Die streuen wir dann zum Beispiel über Youtube, um Leute auf unsere Seite zu ziehen. Wir denken aber auch viel über Kooperationen und Promotion-Aktionen nach – da wo es passt", sagt Dahm.
Die Stücke werden aufwändig produziert. Per Video hatten die Dahm und Dilba im März für ihr damaliges Crowdfunding-Projekt geworben:
Fail better, den Namen ihrer im September vergangenen Jahres gegründeten Medienfirma, übrigens verstehen die beiden Gründer gar nicht so fatalistisch, wie er zunächst klingen mag: Schließlich sei auch in der Wissenschaft durch manches gescheiterte Experiment so mancher Erkenntnisfortschritt erreicht worden. Beide zeigen sich zuversichtlich, dass sich nicht nur eine "Huffington Post" auf dem Lesermarkt im Internet durchsetzt, sondern auch ein Wissensportal. "Wissenschaft bietet super Geschichten. Die Themen sind durchaus sexy – alles nur eine Frage des Handwerks."