Das würde ich nicht sagen. Für Bundestagswahlen sind nach wie vor die klassischen Mittel ausschlaggebend: Medienberichterstattung, TV-Spots, Hausbesuche.

Die Möglichkeiten von Social Media werden kaum genutzt. Woran liegt das?

Social Media können intern mobilisieren und koordinieren. Menschen nutzen in sozialen Medien nur die Botschaften, die ohnehin zu Ihrer Meinung passen. Die Algorithmen spielen ihnen auch nur solche Informationen zu. Man wird in sozialen Netzwerken kaum mit anderen Meinungen konfrontiert, so entsteht eine „eigene“ Wirklichkeit. Unentschiedene Wähler erreichen sie auf diese Weise kaum.

Kann das in Zukunft so bleiben oder müssen sich Kommunikations-Mix und Budgets verändern?

Der Einsatz von Big Data wird für eine zielgruppengenaue Ansprache wichtiger werden. Das wird den klassischen Wahlkampf nicht ersetzen, ihn aber ergänzen. FDP und Grüne haben als kleinere Parteien mit klarem Profil mehr Möglichkeiten, über unentschiedene Teilzielgruppen zu erreichen, die FDP zum Beispiel Apotheker. Die Volksparteien müssen aufpassen, dass sich ihre Botschaften an verschiedene Zielgruppen zum gleichen Thema nicht wiedersprechen, einfach weil die Vielfalt der Wählergruppen größer ist.

Seine Meinung zu aktuellen Wahlplakaten können Sie auch hier nachlesen. 


Autor: Judith Pfannenmüller

ist Korrespondentin für W&V in Berlin. Sie schaut gern hinter die Kulissen und stellt Zusammenhänge her. Sie liebt den ständigen Wandel, den rauhen Sound und die thematische Vielfalt in der Hauptstadt.