
5 Fragen an Bayern Design:
"User-Experience-Design muss Brücken bauen"
Gestalter sind verstärkt gefordert, um neue Techniken für Nutzer erfahrbar zu machen. Über User Experience und die smarte Revolution spricht Silke Claus, Geschäftsführerin von Bayern Design und Veranstalterin der anstehenden Munich Creative Business Week.

Foto: Bayern Design
"Design Connects. The Smart Revolution": Unter diesem Motto steht vom 4. bis 12. März die Munich Creative Business Week (MCBW), die zum 6. Mal die Rolle von Design für Wirtschaft, Technik und Unternehmen in den Mittelpunkt stellt. Silke Claus, Geschäftsführerin von Bayern Design, arbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und für die fachliche Ausrichtung der bayerischen Designförderung.
Der Veranstalterin der MCBW hat W&V Online 5 Fragen zur smarten Revolution gestellt.
Frau Claus, wie muss Design aussehen, das technische Erfindungen auf dem Markt sichtbar und für den Nutzer begreifbar macht?
Viele neue Technologien sind haptisch nicht mehr erfahrbar; sie werden erst an der Schnittstelle zum Menschen wirksam. Hier sind Gestalter verstärkt gefordert.
Ihre Aufmerksamkeit gilt besonders dem Interface, der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine oder dem Produkt. Dieses UX-Design (User Experience Design) muss Brücken bauen, die vielfältigen Funktionen vermitteln, zugleich emotional erfahrbar sein und dabei vor allem Komplexität reduzieren, um die einfache Bedienbarkeit zu sichern. Das ist eine echte Herausforderung, denn die Menge an Leistungen eines einzelnen Objekts nimmt stetig zu.
Können Sie gute Beispiele nennen?
Wegweisend sind hier sicherlich Beispiele aus der wissensbasierten Smartphone-Industrie oder Anwendungen im Bereich E-Health sowie smarte Mobilität.
Doch auch aus anderen Branchen gibt es gute Beispiele wie etwa das von Lunar Europe entworfene Audiokonferenzsystem TeamConnect Wireless von Sennheiser. Es ermöglicht innerhalb kürzester Zeit das Abhalten von Konferenzen auf hohem Niveau. Seine durchdachte, hochwertige Gestaltung schließt eine unkomplizierte Art der Bedienung und eine hochentwickelte Klangqualität ein.
Kommt Bahnbrechendes auch aus Bayern?
Aus Bayern kommen sogar besonders viele gute Beispiele - wie beispielsweise das User-Interface-Design bei Audi und BMW oder Healthcare-Produkte von Siemens und Arri. Aber ebenso das modern gestaltete und gut sichtbare MVG-Mietradsystem von N+P Industrial Design GmbH in München überzeugt mit einer einfachen intuitiven Bedienung, verbunden mit einer überzeugenden Sicherung. Damit ist es für viele Zielgruppen zugänglich.
Auch im Nachwuchsbereich gibt es aus Bayern gut gestaltete Beispiele wie zum Beispiel der Aktivitätstracker 'Okinesio, bei dem Datenschutz ernst genommen und dem Benutzer die Entscheidung über seine Daten zurückgegeben wird.
Aber es ist ja nicht nur die Technik an sich, an die wir herangebracht werden müssen. Die Menschen werden von der Geschwindigkeit, wie sich ihre Umwelt vernetzt, regelrecht erschlagen. Welche Wegweiser helfen hier aus Ihrer Sicht?
Der Druck zur Erneuerung ist in der Tat erheblich. Doch statt Trends hinterherzulaufen, sollten Gestalter Lösungen anbieten, die tatsächlich smart sind und einen Nutzen für Mensch und Gesellschaft haben. Smart ist dabei nicht immer gleich digital! Oft sind auch einfache, analoge Produkte und Services richtig clever. Nachhaltige, relevante Lösungen werden langfristig am meisten Akzeptanz erreichen und Erfolg haben.
Wo geht die Entwicklung hin?
Die digitale Revolution lässt sich nicht mehr aufhalten. Jetzt kommt es darauf an, was Politik, Unternehmen, Gestalter und Nutzer daraus machen.
Einfache Aufgaben werden auch im Gestaltungsprozess – aber nicht nur dort – in Zukunft automatisiert ablaufen, damit liegt eine große Herausforderung darin, neue Aufgabenfelder für uns Menschen zu entwickeln, unsere Kreativität einzubringen. Hierzu möchte die Munich Creative Business Week in diesem Jahr beitragen.