
"Von grandios bis peinlich": Die Markensounds der Bundesliga
Wenn Fußball-Marken hörbar werden: W&V Online hat mit "Soundprofessor" Carl-Frank Westermann über die Fan-Hymnen der Bundesliga gesprochen. Und macht den interaktiven Soundcheck: Welche Hymne ist die beste?
Wenn Fußball-Marken hörbar werden: W&V Online hat mit "Soundprofessor" Carl-Frank Westermann über die Fan-Hymnen der Bundesliga gesprochen. Und macht den interaktiven Soundcheck: Welche Hymne ist die beste?
W&V: Professor Westermann, die Bundesliga ist wieder da und in den Stadien ist es mit der Ruhe vorbei. Welche Rolle spielen die Fan-Gesänge eigentlich für die Markenführung der Clubs?
Carl-Frank Westermann: Eine große, aber auch oft unterschätzte Rolle. Gerade Fußball-Songs haben das Potenzial, einer Region und dem zugehörigen Verein ein akustisches Gesicht zu geben. Der Fan identifiziert sich über den Song mit seinem Verein. Der Verein als Marke wird nicht nur über die Vereinsfarben, -wappen und das Heimstadion repräsentiert, er wird auch als Marke hörbar.
Wobei die Qualität der Fußball-Hymnen ja eher unterschiedlich ist....
Das stimmt, über die Qualität lässt sich streiten. Von grandios bis peinlich, von Gänsehaut bis Rausschmeißer, die Songs bieten alles, was das Fanherz höher schlagen lässt und des Gegners Nackenhaare zum Kräuseln bringt.
Können die Clubs denn steuern, was auf ihren Tribünen gesungen wird?
Manche versuchen es. Die Entstehung von Fußball-Songs verläuft ja im Wesentlichen aus zwei Richtungen. Entweder lassen die Vereine ein Stück komponieren und produzieren und stützen seine Verbreitung über das vereinseigene Marketing. Oder aber die Songs stammen aus den Reihen der Fans, die durch eigene Songs ihrem Verein huldigen. Dabei gibt es auch die Variante des Annektierens bzw. Adaptierens von bestehenden Stücken.
Zum Beispiel?
Das wohl bekannteste Beispiel für einen annektierten Song ist "You’ll Never Walk Alone", der ursprünglich von Rodgers und Hammerstein für das Musical Carousel Mitte der vierziger Jahre geschrieben wurde. Dieses unzählige mal adaptierte Stück wurde von den Fans des FC Liverpool zur ultimativen Fußball-Hymne gemacht. Am Anfang diente der Song nur dem Liverpooler Fanblock um die eigene Mannschaft anzufeuern, und mittlerweile ist er Klang gewordenes Statement des „12. Mannes“ für den Fußball allgemein. Wenn Sie so wollen ist hier eine “Branchen-Hymne” entstanden, die man auf St. Pauli ebenso zum besten gibt wie beim Rapid Wien.
Aus Sicht der Vereins-Marketer müsste aber doch eigentlich ein eigener, unverwechselbarer Club-Song her, oder?
Theoretisch ja. Aber in der Praxis fehlt es den meisten aus der Retorte heraus künstlich geborenen Vereins-Songs an Authentizität. Und die ist der Garant dafür, dass Fußball-Songs eine lange Lebensdauer aufweisen.
Welche Fan-Hymne ist für Sie denn die beste?
Da bin ich absolut befangen. Schlimmer noch: Ich bin Mittäter. Der FC St. Pauli war für mich seit jeher die sympathischste Marke im deutschen Fußball. Also habe ich in den 80er Jahren zusammen mit Freunden die Hymne "1:0 St. Pauli vor" geschrieben.
Nur geschrieben oder auch vorgetragen?
Unsere damalige Band Heiligengeist Sextett brachte es damit immerhin ins Fernsehen. Zu Ulli Potofski, in "Anpfiff" Wenn Sie sich das Video anschauen: Ich war der Akkordeon-Spieler, der während des Playbacks seine Finger nicht bewegt.
Den interaktiven Soundcheck machen jetzt die W&V-Leser: 18 Fan-Hymnen für 18 Erstliga-Clubs - welches Lied passt am besten zur Marke? Hinter jedem Bundesliga-Trikot verbirgt sich ein Song-Video. Zum Genießen, zum Staunen oder zum Nackenhaare Kräuseln. Viel Spaß dabei!