Man muss sehr groß denken. Wenn man mit dem Label CNN International irgendwohin kommt, dann sitzt mal schon sehr schnell im Büro des Präsidenten. Man muss sich schon darüber bewusst werden, für welch wichtiges Medium man da arbeitet. Aber auch in der Art, Beiträge zu machen, gibt es zwischen dem deutschen und dem angelsächsischen Raum sehr große Unterschiede. Die Deutschen schneiden zuerst und vertonen dann die Berichte. Die Amerikaner vertonen erst und schneiden dann die Bilder passend – inklusive anderer Gestaltungsweisen bei Bildern. Es wird extrem viel live gesendet und es gilt für mich als Reporter, große Strecken zu überwinden. Das habe ich so im deutschen Fernsehen nur sehr selten erlebt. Man lernt jede Menge dazu.

Hat Ihnen beim Einfinden geholfen, dass Sie als Kind des ARD-Korrespondenten und späteren WDR-Intendanten Fritz Pleitgen in den 80er Jahren in den USA gelebt haben?

Es hilft enorm – vor allem, weil ich in frühen Jahren sehr viel amerikanisches Fernsehen und Nachrichten geguckt habe. So habe ich das System kennengelernt, die Grundwerte und die Art, wie Dinge dort gestaltet und Geschichten erzählt werden. Aber ich war 14 Jahre weg von Amerika bis ich zu CNN gekommen bin. In dieser Zeit hat sich viel verändert. Deshalb musste ich mich in vielen Dingen auch erst wieder einfinden.

Sie sind erstmals Teil der Jury des CNN Journalist Award, der in vier Kategorien verliehen worden ist. Verdient die Gattung Print wirklich den Ruf, altmodisch zu sein?

Print ist nicht altmodisch, das habe ich bei Sichtung der Beiträge nie empfunden. Es ist ja auch so, dass Print mittlerweile den Sprung in das Internet geschafft hat. Zeitungen und Zeitschriften sind sehr gut geeignet, um längere Formate zu stemmen, tiefgründigere Informationen zu liefern. Gerade das, was internationale Zeitungen aktuell in diesen turbulenten Zeiten leisten, ist enorm.

Der Flächenbrand im Nahen Osten wird massiv vom Internet und vom Kurznachrichtendienst Twitter befeuert. Nutzen auch Sie diese Medien?

Dieses ganze Gebilde Social Media ist für die arabische Revolution absolut entscheidend gewesen und treibt sie weiter voran. Von Anfang an war in Ägypten und Tunesien die Rede von der "Facebook-Revolution" oder der "Twitter-Revolution". Wir fangen aber gerade erst an, die Rolle von Social Media zu verstehen. Ich glaube, dass die Rolle von Twitter oder Facebook sogar noch viel größer ist, als wir uns das vorstellen. Ich musste erkennen, dass diese Netzwerke noch viel tiefer gehen. Ich habe mich eingearbeitet und viele Kontakte geknüpft. Diese Kontakte sind beispielsweise existenziell wichtig geworden für die Recherche in Libyen, gerade in Städten, wo man nicht mehr hinkommt. Ich bin für dieses Netzwerk wichtig, weil ich dann darüber in den "großen" Medien berichten kann.

Welche Meldung würden Sie denn gerne einmal bringen?

Ich hätte gern gemeldet, dass Osama bin Laden gefangen wurde. Aber das geht ja nun nicht mehr. Schön wäre, wenn ich irgendetwas über Frieden verbreiten könnte.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.