
MediaMind Inspire:
"Wir stopfen den Menschen so lange Werbung in den Hals, bis sie uns hassen."
Rund 80 Partner lud DG MediaMind in die BMW Welt, um über Zukunft und Gegenwart von Online-Marketing und Video zu sprechen. W&V-Redakteur Ralph Pfister war dabei und freute sich über jede Menge Klartext.....
Zum ersten Mal veranstaltete der Technologie-Spezialist DG MediaMind seine Veranstaltung Inspire in Deutschland – Die BMW Welt in München gab die passende Kulisse für das Programm dazu, wie Zukunft und Gegenwart des digitalen Marketings, insbesondere mit Schwerpunkt auf Bewegtbild, aussehen. Und die Auswahl der Speaker lässt sich durchaus als inspiriert bezeichnen: MediaMinds Global Head of Innovation Dean Donaldson gab Impulse dazu, was die Alltäglichkeit vernetzter Geräte und ansteuerbarer Bildschirme von Auto bis Kühlschrank für Leben wie Marketing bedeutet. Und wie sich der Markt selbst mit Silo-Denke im Weg steht. Die Konsumenten unterschieden nicht zwischen On- und Offline, und auch von anderen Etiketten sollte man sich verabschieden. Bonmot dazu: "Fernsehen soll eine Leanback-Situation sein? Schaut mal einem Teenager beim Fernsehen zu. Der kann keine zwei Sekunden stillhalten, ohne zu zappen." Aus der Ubiquität vernetzter Bildschirme folgen neue Möglichkeiten für Werbung und tatsächlich crossmediale Kampagnen. Aber auch Gefahren, wenn das Marketing sie stumpf nutzt.
Vor diesen warnte Frédéric Winckler, CEO von JWT Paris und President AACC, in seinem Vortrag deutlich: "Wir stopfen den Menschen so lange Werbung in den Hals, bis sie uns hassen." Wenn sich die Industrie weiter wie ein Haufen selbstsüchtiger Mistkerle verhalte, dann werde ihr politische Regulierung in fünf Jahren die Luft abschnüren. Statt Werbebombardement müsse es darum gehen, den Konsumenten nützlich zu sein. Und sich zu benehmen. Marken müssten es schaffen, von Menschen in ihre Leben eingeladen zu werden, ohne die Tür mit Gewalt aufzustemmen.
Grund für die mahnenden Worte waren die Sorgen und Ängste, die das Thema Datensammlung und gezielte Werbeaussteuerung bei Nutzern auslöst. Auch deshalb, weil einige über die Stränge schlagen. "Wir müssen das Vertrauen zurückgewinnen" forderte denn auch Alain Heureux, President IAB Europe, im Abschlusspanel "Why Data Sucks in the New World of Advertising". "Wir reden immer noch darüber, ob die Regulierung kommen wird oder nicht. Dabei hat Brüssel schon längst begonnen." Er verband damit auch einen Appell an die 80 Gäste, bei den Selbstkontroll-Vorhaben der Branche wie i-Button und YourOnlineChoices (http://www.youronlinechoices.com/de/) mitzuwirken. Das täten noch viel zu wenige aus der Branche.
Letztendlich kreiste auch hier alles um ein Oberthema: Digitales Marketing muss mehr des beliebten Schlagworts Mehrwert für die Endkonsumenten bieten, diesem und dessen Bedürfnissen zu Diensten sein – nicht ihn als ein Ziel und einen zu vervollständigenden Datensatz wahrnehmen. Dann haben alle etwas von den spannenden Möglichkeiten, die Interactive TV und andere digitale Formen bieten. Was hier machbar ist, zeigten Showcases von Microsoft und Cisco.
Am zweiten Tag ging es dagegen um analoge Vernetzung – klassisch auf dem Oktoberfest.