
Ärger für Wüstenrot wegen Bauspar-Bunga in Rio
Nach Ergo hat jetzt auch die Bausparkasse Wüstenrot Ärger wegen einer Incentive-Reise. Der Trip nach Brasilien soll auch in ein Bordell geführt haben. Das Unternehmen zieht Konsequenzen und stellt sein eigenes Anreiz-System in Frage.
Erneut macht ein Finanzdienstleister mit schlüpfrigen Details einer Incentive-Reise ungewollt auf sich aufmerksam. Wie das "Handelsblatt" berichtet, sollen Vertreter bei einer Belohnungsreise der Bausparkasse Wüstenrot im April 2010 auch zu einem Bordell kutschiert worden sein. In diesem Jahr geriet schon der Versicherer Ergo wegen einer ausschweifenden Sexparty in Budapest in die Image-Krise.
"Die Bustüren gingen auf und etwa die halbe Gruppe stieg aus, inklusive Bereichsleiter und Direktoren", berichtet ein Teilnehmer der Wüstenrot-Reise der Zeitung. "Ich habe nur gedacht: Das kann ja wohl nicht sein, dass uns die Wüstenrot hier zum Puff kutschiert." Auch im Hotel soll ein "munteres Treiben" geherrscht haben.
Die älteste Bausparkasse in Deutschland bemüht sich jetzt um Aufklärung. In einer Stellungnahme heißt es, die Reise habe zu touristischen Zielen geführt. "Auf dem Programm standen weder offizielle noch inoffizielle Veranstaltungen oder Aktivitäten, die nicht mit dem Verhaltenskodex der Wüstenrot Bausparkasse AG vereinbar gewesen wären. Wir nehmen die Sache allerdings sehr ernst. Deshalb prüfen wir derzeit intensiv, ob einzelne Teilnehmer gegen unsere Verhaltensregeln oder Rechtsvorschriften verstoßen haben", erklärt Bernd Hertweck, Vorstand der Wüstenrot Bausparkasse AG. Laut Handelsblatt soll der Besuch in dem "Tanzlokal" bestätigt worden sein, ebenso Kontakte zu Prostituierten.
Wüstenrot kündigte Konsequenzen an und überprüft auch das Belohnungssystem für den Vertrieb. "Das Unternehmen setzt künftig verstärkt auf Nachhaltigkeit", sagte ein Sprecher. "Deshalb wird bei der Incentivierung künftig die Qualität und Einlösequote des Neugeschäfts stärker berücksichtigt." Das ganze System wird in Frage gestellt, denn die Anreize für die Vertriebler bringen offenbar nur mäßigen Erfolg. Laut Handelsblatt plagt sich die Bausparkasse mit zigtausend Luft-Verträgen, die zwar abgeschlossen wurden, bei denen die Kunden aber nichts ansparen. Ab 2012 sollen Boni für die Vertriebler stärker an Stornoquoten gebunden werden. Außerdem sind Reisen wie die nach Rio gestrichen. Einziges Reiseziel sei nur noch Deutschland, kündigt Wüstenrot an. Die Incentive-Reise nach Rio hat mehr als 200.000 Euro gekostet.
Die Schlagzeilen kommen für den Finanzkonzern W+W, zu dem Wüstenrot und der Versicherer Württembergische gehören, denkbar ungünstig. In diesem Jahr begann eine Dachkampagne, mit der sich der Konzern bis Ende 2012 als Vorsorge-Spezialist positionieren will.
Wüstenrot will in Zukunft mehr auf Nachhaltigkeit setzen und dies auch kommunizieren. Das wird nach diesen Berichten nicht einfacher. Wie wichtig das Zusammenspiel von nachhaltigem Handeln und Kommunikation ist, wollen W&V und Brands & Values in einer gemeinsamen Studie herausfinden. Machen Sie mit! Hier geht es zum Fragebogen. Unter allen Teilnehmern werden Gutscheine von Amazon verlost.