
Winfried Bergmann und Julia Schweizer:
10 Fragen an die Personalchefs von Serviceplan
10 Fragen an die Recruiting-Chefs: Das Thema Geld wird heute oft gleich zu Beginn eines Vorstellungsgesprächs thematisiert, berichten Winfried Bergmann (Leiter HR) und Julia Schweizer, die Recruitingchefin von Serviceplan. Sie verrät auch die häufigsten Fehler der Bewerber.
Das Thema Geld wird heute oft gleich zu Beginn des Vorstellungsgesprächs thematisiert, berichten Winfried Bergmann (Leiter HR) und Julia Schweizer, die Recruitingchefin der Agenturgruppe Serviceplan. "Wir befinden uns in stetigen Gehaltsdiskussionen, weil alle Agenturen um die Gunst der Talente buhlen", so Schweizer. Aber Geld sei nicht allein entscheidend, sondern nur ein Faktor von vielen, mit dem sich Mitarbeiter gewinnen lassen.
Im zweiten Teil der W&V-Online-Serie "10 Fragen an die Recruiting-Chefs der Agenturen" antworten heute die beiden Personalverantwortlichen von Serviceplan (im ersten Teil hatte sich die Jung-von-Matt-Recruiterin Meike Runschke den Fragen gestellt).
1. Wie wird man Human-Ressource-Manager bei Serviceplan?
Schweizer: Da sich unsere HR-Abteilung in vier Bereiche (Recruiting, Personalentwicklung, Personalmanagement, Personalabrechnung) aufgestellt hat, ist es davon abhängig, wo man den Fokus setzen möchte und welchen Background man mitbringt. Von Vorteil, um als Recruiter zu agieren, ist eine vorangegangene Agenturlaufbahn. Denn wenn man zuvor bereits als Berater oder Kreativer in unserer Branche gearbeitet hat, kann man die zu besetzenden Vakanzen verstehen, beurteilen, bewerten und vor allem zielgerichtet besetzen.
2. Wie lockt man die besten Leute? Mit einem attraktiven Kundenportfolio oder mit Top-Gehältern?
Schweizer: Das ist abhängig von der Motivation jedes einzelnen Kandidaten, wobei attraktive Kunden sicherlich von Vorteil sind und das Gehalt der Position entsprechen muss. Vor allem aber gilt es, die besten Leute und ihre Bedürfnisse als Individuum zu verstehen und daraus Angebote/Perspektiven für sie zu schnüren. Als partnergeführte und international aufgestellte Agenturgruppe haben wir diesbezüglich entsprechende Möglichkeiten.
3. Spielt Geld eine wichtigere Rolle als früher?
Schweizer: Geld spielt eine andere Rolle als früher. Es wird heutzutage oftmals gleich zu Beginn des Interviews thematisiert. Außerdem befinden wir uns in stetigen Gehaltsdiskussionen, weil alle Agenturen um die Gunst der Talente buhlen. Dennoch ist Geld allein nicht entscheidend, sondern nur ein Bestandteil von vielen, mit dem sich Mitarbeiter gewinnen lassen.
4. Das Image der Agenturen als Arbeitgeber hat zuletzt gelitten. - Zu Recht?
Bergmann: Viele Agenturen haben es versäumt , die Rolle unserer Branche als Innovationstreiber klar und konsequent darzustellen. Integrierte Kommunikation, Content-Marketing, Social Media-Strategien, Mediale Nutzung Big Data – wer hat es denn erfunden? Wo sind in diesem Zusammenhang die meisten neuen Berufsbilder entstanden? Die Agenturen müssen in Zukunft wieder viel lauter sagen, wie spannend und innovativ es bei uns zugeht.
5. Worauf schauen Sie besonders beim Persönlichkeitsprofil von Bewerbern?
Schweizer: Das ist abhängig von der zu besetzenden Position. Da wir in unserem Haus um die 80 verschiedenen Berufsbilder beschäftigen, kommt es je nachdem auf ganz unterschiedliche Dinge an. Grundsätzlich gilt es aber, sich von der Masse abzuheben und unserem Wertesystem (LENZ = Leidenschaft, Erfolg, Neugier, Zuhören) zu entsprechen.
6. Was sind die häufigsten Fehler von Bewerbern?
Schweizer: Oft weisen Bewerbungsunterlagen Masse statt Klasse auf. Es hängen unzählige Zeugnisse und Zertifikate an oder Mappen/Portfolios sind mit sämtlichen Arbeiten bestückt. - Besser wäre es, kurz und präzise unser Interesse zu wecken, um dann von uns persönlich kontaktiert zu werden und sich mit uns im Detail austauschen und alles weitere zeigen zu können.
7. Wieso gibt es in Agenturen kaum Frauen in Top-Positionen?
Schweizer: Die gibt es immer mehr. Sie rücken nach, weil die "klassische" Rollenverteilung in Familien nicht weiter existiert. Wenn Frauen Karriere machen und eine Führungsposition einnehmen möchten, tun sie das.
8. Welche Rolle spielt bei Ihnen Diversity Management?
Bergmann: Schon durch die internationale Ausrichtung der Serviceplan-Gruppe wird die Vielfalt unserer Kollegen zur Notwendigkeit und zur Basis jedweden Erfolgs. Diversity wird bei uns nicht nur nach Kräften gefördert - das Schönste ist, dass sie uns jeden Tag aufs Neue inspiriert.
9. Wie sieht es in Ihrer Agentur mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus?
Schweizer: Sehr gut. Da spreche ich gerade aus Erfahrung, denn ich kehre aktuell in Teilzeit in meine Position aus der Elternzeit zurück. Mein Sohn ist vormittags in einer mit uns kooperierenden Kinderkrippe untergebracht. Nach Mittag hole ich ihn dort ab, um den Nachmittag unserer Familie zu widmen. Ich bin aber nur eine von vielen Serviceplan-Mitarbeitern, die Beruf mit Familie in verschiedensten Arbeitszeitmodellen vereinbaren.
10. Was ist aus Ihrer Sicht der größte Fehler, den ein Personalverantwortlicher oder Headhunter machen kann?
Bergmann: Zwei Dinge sind es, die man vermeiden sollte. Erstens sich selbst zum zentralen Bewertungsmaßstab bei Einstellungsgesprächen zu machen. Die neue Kollegin/der neue Kollege muss zur entsprechenden Position passen, nicht unbedingt zu einem selbst. Zweitens Anforderungsprofile als unveränderbare Dogmen hinzunehmen. Sie müssen sich nach den Menschen richten, von denen wir uns wünschen, dass sie bei uns arbeiten, nicht umgekehrt. Personalverantwortliche haben den "menschlichsten" Job in einer Agentur. Das sollten sie nie vergessen.