
10 Fragen an die Recruiting-Chefs:
19:13-Chef Meyer wirft Agenturen "Steinzeitdenken" vor
"Ein Ofen, der brennen soll, braucht Holz": Bei der Agentur 19:13 kümmert sich der Chef selber um Recruiting-Fragen. Laut Michael Meyer ist die Branche selbst schuld an ihrem schlechten Image als Arbeitgeber.
Bei der Agentur 19:13 kümmert sich der Chef selber um alle Recruiting-Fragen. Laut Agentur-Geschäftsführer Michael Meyer ist die Branche selbst schuld an ihrem schlechten Image als Arbeitgeber. Im Rahmen unserer Serie "10 Fragen an die Recruiting-Chefs" beantwortet heute der Münchner Agenturchef die Fragen von W&V Online.
1. Wer ist bei 19:13 für Human-Resource-Management zuständig?
Bei 19:13 ist das Thema Personal Chefsache. Deshalb kümmere ich mich persönlich, zusammen mit unserem Creative Board, um die Personalsuche der Kreation.
2. Wie lockt man die besten Leute? Mit einem attraktiven Kundenportfolio oder mit Top-Gehältern?
Ein Ofen, der brennen soll, braucht Holz. Kurzum: Wer gute Arbeit leistet, soll sehr gut bezahlt werden. In München sind wir mit die bestzahlende Agentur. Viel wichtiger in der Beurteilung einer Agentur sollten allerdings die Möglichkeiten sein, die der Mitarbeiter in der Agentur hat. Wer sind die Kunden? Wie sieht das zukünftige Team aus?
3. Spielt Geld heute eine wichtigere Rolle als früher?
Nein, überhaupt nicht. Sofern es die richtigen Leute sind. Die meisten unserer Bewerber achten mehr auf das Umfeld und die Entfaltungsmöglichkeiten, die ihnen 19:13 bieten kann.
4. Worauf schauen Sie besonders beim Persönlichkeitsprofil von Bewerbern?
Ich stelle mir vor, wie es wäre, mit dem Kandidaten ein Wochenende in einer Raumkapsel zu verbringen. Hält man das aus? Kann das Spaß machen? Eine Erfindung von Springer & Jacoby, "Segelcheck" genannt. Funktioniert immer noch.
5. Was sind die häufigsten Fehler von Bewerbern?
Ehrlich gesprochen: Falsche Selbsteinschätzung. Witzigerweise in beide Richtungen. Über- und Unterschätzung. Wobei Ersteres häufiger vorkommt. Wen wundert's?
6. Das Image der Agenturen als Arbeitgeber hat zuletzt gelitten. Zu Recht?
Zu Recht! Die Branche ist selbst schuld. Lange Zeit war es schick, dass die Mitarbeiter aussahen wie Zombies und nur noch für die Agentur gelebt haben. Das ist Steinzeitdenken und jedenfalls bei uns vorbei. Ich bin ein Fan der amerikanischen Denkweise. Die Leute sollen aus purer Begeisterung und Schaffensfreiheit Vollgas geben, aber nicht, weil es dem Chef gefällt, nach 20 Uhr noch Leute in der Agentur zu sehen.
7. Wie sieht es in Ihrer Agentur mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus?
Als Chef sage ich natürlich gut. Gleichwohl und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es oft ist, beiden Seiten gerecht zu werden. Und da geht es meinen Mitarbeitern nicht anders. Man steckt selbst in 50 spannenden Projekten und das wichtigste Projekt wartet eigentlich zu Hause: die eigene Familie. Wer hier die goldene Lösung gefunden hat: Bitte melden.
8. Welche Rolle spielt bei Ihnen Diversity Management?
Eine Große. Und ehrlich gesagt ergibt sich das meistens rein natürlich. Denn als Agentur sucht man die Besten. Egal welchen Alters, Herkunft oder Arbeitsstils, den die Personen haben. Nach einem Typus zu suchen, halte ich für grundfalsch. So ist die Welt, für die wir kommunizieren, da draußen ja auch nicht.
9. Was ist aus Ihrer Sicht der größte Fehler, den ein Personalverantwortlicher oder Headhunter machen kann?
Wie schon angesprochen: nach einem Typus Mitarbeiter zu suchen. Und was ich in den letzten Jahren gelernt habe: Suche nie einen Mitarbeiter für diesen Job, sondern suche für den Kandidaten mit den perfekten Fähigkeiten, den Job auf dem er sich voll entfalten kann.
10. Warum sollte jemand bei Ihnen anfangen? Was macht Ihre Agenturmarke einzigartig?
Wir bieten unseren Leuten eine ungewöhnlich hohe Flexibilität. Jeder hat hier unbegrenzten Freiraum, solange er seinen Job gut macht. Und jeder darf hier auch an neuen Produkten arbeiten. Momentan entstehen derer gleich drei, finanziell von der Agentur unterstützt. Dazu haben unsere Mitarbeiter jede Woche andere Briefings auf dem Tisch. Heute Kommunikation im Raum, morgen digital, übermorgen eine "Doppelseitenkampagne" und TV-Spots. Diese Vielfalt verspreche ich jedem Bewerber im Vorstellungsgespräch - und dieses Versprechen kann ich auch halten.