
2012 oder: Wie sich Medien auf den Weltuntergang einspielen
Eine Zeitschrift unter dem Label "2012", ein Weltuntergangs-Reporter, ein Arche-Spot - Roland Emmerichs Endzeitstreifen war nur der Anfang dessen, was Print, Radio und TV aus dem Weltuntergangs-Mythos machen.
2012 geht laut dem Maya-Kalender am 21. Dezember die Welt unter. Diverse Medien – und nicht nur Kinomogul Roland Emmerich mit dem Endzeitstreifen gleichen Namens - spielen bereits eifrig mit dem Thema. So kommt ab sofort aus dem Hause Red Bull im Salzburger Land ein eigenes Magazin für das Schicksalsjahr an den Kiosk. Titel: "2012". Der Monatstitel berichtet über Mythologie und Astrophysik. Kostenpunkt: satte 8,50 Euro bei einer Auflage von 25.000 Stück. Insgesamt ist das Ein-Jahres-Produkt auf 2012 Seiten angelegt. Die Nachrichtenagentur "APA" führt als Geschichten der ersten Ausgabe "Welt ohne Menschen", "Das A bis Z des Weltuntergangs", "Auf der Suche nach dem letzten Tag" oder "Wenn der Himmel böse wird" an.
"2012" ist eine Antwort auf die aktuelle - von Finanz- und Sinnkrisen gebeutelte - Lebenswelt und "richtet sich an alle, die an der Zukunft interessiert sind und dabei die Vergangenheit verstehen wollen", zitiert die Agentur Chefredakteur Boro Petric. "2012 ist ein weiteres Produkt aus dem Red Bull Media House und unserem Verlag, das über hohe Qualität eine neue, attraktive Zielgruppe anspricht", betont Alexander Koppel, Geschäftsführer des Red Bulletin Verlages. Während man mit "Seitenblicke" und "Servus in Stadt und Land" verstärkt die weibliche Zielgruppe anspricht, soll "2012" dem Red Bulletin im männlichen Segment den Rücken stärken. Sollte das Produkt erfolgreich sein, könnte es auch im nächsten Jahr gegebenenfalls unter anderem Titel fortgesetzt werden.
Wirklich nur auf den 21. Dezember ausgerichtet ist das Projekt des Berliner Radiosenders Star FM. Der Kanal von Gesellschafter David Dornier sucht einen Reporter für die Weltuntergangs-Story. Der Hörer, der sich bis 16. Januar auf StarFM.de bewirbt und sich zwei Tage später im Alexa am Alexanderplatz live gegen 20 andere Kandidaten durchsetzt, fliegt im Dezember nach Mexiko. Neben der 14-tägigen Abenteuerreise steht aber auch der Job an: Am 21. Dezember muss sich der Star-FM-Reporter auf der Spitze des sagenumwobenen Mayatempels in Palenque mitten im Regenwald einfinden und der Station in Berlin berichten, ob dort irgendetwas passiert. Weiter witzelt der Radiosender in seiner Mitteilung, dass der Rückflug vorsichtshalber auch schon gebucht sei.
Mit dem letzten Duft vor dem Weltuntergang ist derzeit Axe auf allen Medienkanälen präsent – in Werbeblocks. Mit der eigenwilligen Interpretation der Arche-Noah-Geschichte macht Hersteller Unilever seit einigen Tagen Wind für "Axe Final Edition" in TV, Online und Out of Home sowie mit einem Ambient-Paket, mit PR und am POS. Kreiert hat den Spot, der zunächst in Südamerika lief, die argentinische Agentur Ponce. Darin zimmert sich ein junger Mann eine eigene Arche: Mit hölzernen Schlafkabinen, Fitnessstudio, Steroeanlagen und Pole-Dance-Stange. Nachdem er sich mit dem Axe-Duft besprüht hat, laufen ihm die Damen paarweise aufs Schiff.
Die Mediennutzer jedenfalls lassen sich auf der Thema 2012 durchaus ein. Als ProSieben zum Jahresauftakt am vergangenen Wochenende Emmerichs Monumentalstreifen "2012" als Free-TV-Premiere gezeigt hat, haben ihn knapp acht Millionen Deutsche gesehen. 37,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der werberelevanten 14- bis 49-Jährigen ist ein wahrer Ausnahmewert für einen Film.