Tipp: Sag, was du meinst. Im oben genannten Fall könnte das etwa sein: "Ausschuss XY fordert konkretere Ideen für die Digitalisierung der Wirtschaft." (Zumindest haben wir den Rest des geschwollenen Textes so interpretiert.)

XY startet Werbeoffensive für XYZ

Ja, das hatten wir doch schon: Alles startet, nichts beginnt mehr. Und eine Offensive muss es mindestens sein. Wenn die sich dann als Plakataktion in weniger als 20 deutschen Städten mit ein wenig Online-Garnitur entpuppt, wird es noch peinlicher.

Neugieriger hätte uns wohl gemacht, wenn wir ein Appetithäppchen zur feinen Kampagne bekommen hätten. Was ganz Konkretes.

(Produkt) erobert Android- und Fire TV

Das drischt in dieselbe Kerbe: "erobert" – ja, klar. Der charmante Romeo mag das Herz seiner Julia erobert haben, die Römer ganz Gallien (außer diesem einen Dorf). Wenn aber wie hier gemeint ist, dass ein Angebot künftig auf bestimmten Plattformen verfügbar ist, sind diese noch lange nicht erobert.
Die Begriffsdefiniton hierzu: "1) (ein fremdes Land, Gebiet o. Ä.) durch eine militärische Aktion an sich bringen; 2) durch eigene Anstrengung, Bemühung oft gegen Widerstände erlangen, erhalten, gewinnen" (zitiert nach Duden, Sie wissen schon, das gelbe Buch da).
Wir hoffen mal, dass das eingangs zitierte Medienunternehmen weder eine militärische Aktion durchgezogen noch gegen enorme Widerstände gekämpft hat. Wenn dann auch noch die einfachsten Kopplungsregeln nicht beachtet werden, ist unser Interesse endgültig erloschen. Gemeint ist hier, dass sowohl Android-TV als auch Fire-TV neue Verbreitungswege sind. Dann muss das auch bitte so da stehen.

Besser hätte es also heißen sollen: "(Produkt) nun auch als App auf Android- und Fire-TV verfügbar."

... neues Video released. Am (Datum) hostet (Firma) die (Veranstaltung)

Der Irrglaube, möglichst viele englische Begriffe würden unglaublich jung machen - veröffentlichen war gestern, heute wird "released"!, "hosten" ist genauso ein Unsinn, vor allem, weil es auf Deutsch praktisch nicht lesbar ist – dieser Irrglaube also beziehungsweise dessen schriftliche Umsetzung wird dann absurd, wenn die Zielgruppe nicht zwangsläufig furchtbar jung ist (Journalisten zwischen 18 und 67 Jahren), sondern nur die Leute, um die sich die erwähnte Aktion bemüht. Daher schon mal komplett daneben.
Wenn dann im Folgenden noch der unvermeidliche "Event" auftaucht, auf dem junge und etablierte Kreative "zusammen kommen" (sic!), ist Schluss mit unserer Geduld.

Hier unser Übersetzungsvorschlag: " ... neues Video veröffentlicht. Am (Datum) lädt (Firma) zur (Veranstaltung)." Statt Event: Sagt uns, worum es geht: Party, Abendessen, Fachkräftetreffen – was geschieht bei euch? Und schließlich: Wenn ihr "zusammen kommt", ist das erfreulich, in diesem Kontext aber sehr irreführend, sofern es sich bei dem ominösen Event nicht um das Treffen der SGO (Selbsthilfegruppe gleichzeitiger Orgasmus) handelt. Oder das zeitgleiche gemeinsame Eintreffen am Veranstaltungsort Teil der Abendplanung ist.

Blumenversender sprechen mit Emotionen und Konditionen

Das ist ein sehr interessanter Ansatz: Bestimmt hatten die Emotionen und Konditionen eine Menge darüber zu sagen, wie sie sich die Zusammenarbeit mit den Blumenversendern vorstellen.

Da wünschen wir uns: Lasst Blumen sprechen! Nein, aber informiert uns in einer Presseinformation, die von einem Vergleich verschiedener Onlineanbieter handelt, doch einfach über das spannendste Ergebnis der Untersuchung. Wie diese erfreuliche Tatsache (Ironie an): "Eine Mehrzahl der Online-Blumenshops fügen (sic) dem Blumengruß noch kleine Gratisgeschenke bei." Ja, da fragen wir mal die Konditionen: Ist es noch ein Geschenk, wenn es etwas kostet?


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.