
ARD: Günther-Jauch-Talkshow mit Kurzzeit-Internet-Präsenz
Die ARD hat bereits 80 Prozent ihrer Online-Inhalte wegen des "Verweildauerkonzepts“ vom Netz nehmen müssen. Die neue Günther Jauch-Talkshow kommt nur eine Woche rein, obwohl sie eigentlich länger dürfte.
Eigentlich dürften die sonntäglichen Günther-Jauch Talkshows, die ab Herbst 2011 auf dem Sendeplatz von Anne Will anlaufen sollen, ein halbes Jahr lang noch in der Mediathek abrufbar sein. Diese Zeitdauer sieht jedenfalls das "Verweildauerkonzept“ der ARD für das Genre Talkshows vor. Weil die Politik den öffentlich-rechtlichen Sendern auferlegt hat, zum Zwecke der Marktregulierung bestimmte Inhalte nicht unbegrenzt im Netz stehen zu lassen, legt die ARD im "Verweildauerkonzept“ fest, welche Inhalte wie lange im Internet abrufbar sein dürfen. Einschränkungen gibt es bekanntlich bei den marktrelevanten Daily Soaps, die nur sieben Tage lang in der Mediathek abgerufen werden können, Bildungsinhalte dagegen dürfen bis zu fünf Jahren im Netz unterwegs sein.
Die Günther Jauch-Talkshow wird allerdings nach bisherigem Stand nur eine Woche nach Ausstrahlung im Internet stehen, der ARD fehlen dazu die Rechte im Vertrag mit dem Moderator. Dies stellt sich auf einem Pressegespräch der ARD-Gremien in Berlin quasi als Randnotiz heraus. Warum das so ist - da können die Gremienmitglieder nur auf die verhandlungsführenden Intendanten verweisen.
Verwirrung gibt es allerdings bereits genug: Wegen des Verweildauerkonzepts habe die ARD "bisher 80 Prozent ihrer Internetseiten vom Netz genommen“, sagt die Vorsitzende des ARD-Rundfunkrats, Dagmar Gräfin Kerssenbrock. So laufen viele Links bei Wikipedia zu ARD-Quellen ins Leere, was dort Proteste ausgelöst hat. Auch das Netzwerk Recherche kritisiere die Praxis des "Depublizierens“. Kerssenbrock hält die Verweildauerregelung im Rundfunkstaatsvertrag "nicht für angemessen“. Weil quasi öffentliches Gut gelöscht wird, hoffen die ARD-Gremien auf eine öffentlich Diskurs.