ARD pocht auf ihren Werbefunk
Ein Werbeverbot oder Einschränkungen, wie es der VPRT fordert, würden dazu führen, dass der Hörfunk für die Werbewirtschaft ein zu kleiner und deshalb für nationale Werbung uninteressanter Markt wäre - meint die ARD.
Die ARD stellt sich gegen das vom Privatfunkverband VPRT erneut geforderte Werbeverbot im Hörfunk. Der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission, Bernhard Hermann, malt hierzu ein Schreckensszenario: "Ohne Werbung in den öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen hat Radiowerbung ganz sicher keine Zukunft." "Nachdem sich Teile der im VPRT organisierten kommerziellen Radioveranstalter schon mit ihrer Verweigerungshaltung bei der digitalen Entwicklung des Radios von der Zukunft verabschieden, wollen sie nun offenbar auch ihre einzige Einnahmequelle, die Werbung, aufs Spiel setzen", stellt Hermann nach der ARD-Sitzung in Berlin fest.
Hermanns Argument: Die ARD erreiche mehr als die Hälfte der Hörer und Verbraucher mit Radiowerbung. "Ein Werbeverbot oder Einschränkungen würden dazu führen, dass der Hörfunk für die Werbewirtschaft ein zu kleiner und deshalb für nationale Werbung uninteressanter Markt wäre", heißt es. Dieses Ergebnis werde auch von einer unabhängigen Studie gestützt, die 2003 auf Anregung der BLM erstmals in Auftrag gegeben wurde und 2009 für die Münchner Medientage aktualisiert wurde. Der öffentlich-rechtliche Hörfunk sei daher in nahezu allen Bundesländern unverzichtbar, um eine werberelevante Medialeistung zu erzielen. "ARD-Radio ist der Stabilisator für die Leistungsstärke des Mediums Radio als Werbeträger", heißt es abschließend.
Hintergrund: Der VPRT bzw. sein stellvertretender Vorsitzender Hans-Dieter Hillmoth hat Mitte November auf der Jahresversammlung des Verbands erneut Werbeverbote bzw. -beschränkungen in den Hörfunkprogrammen der ARD gefordert. Die Radiowerbung auf öffentlich-rechtlichen Sendern sollle dem TV vergleichbar eingeschränkt werden, fordert der Leiter des Fachbereichs Radio. Das hieße konkret, die Werbung auf zehn bis 20 Minuten pro Proramm und Werbetag zu beschränken sowie ein Werbeverbot in der Radioprietime zwischen sechs und zehn Uhr, so Hillmoth. Das Ganze könnte im 14. Rundfunkänderungstaatsvertrag umgesetzt werden, so der Verband. Die kommerziellen Sender werfen den ARD-Wellen seit Jahren Wettbewerbsverzerrung vor.
Programmlich haben sich die ARD-Wellen Neues für 2010 vorgenommen. "Das ARD Radiofeature" heißt eine neue Reihe "mit aufwändigen, investigativ-journalistischen Dokumentationen", wie es der Senderverbund nennt. Dahinter stehen BR, HR, NDR, Radio Bremen, SR, SWR und WDR, der auch die Federführung für die Sendereihe übernommen hat. Im Internet unter www.radiofeature.ARD.de werden alle Sendungen auch als Stream- und Downloadangebot zur Verfügung gestellt. Die ARD will damit auch an den Erfolg des "ARD Radiotatort" anknüpfen. Den Auftakt für "Das ARD Radiofeature" bildet "Cybercrime. Tatort Internet". Die Premiere für die erste von insgesamt neun Produktionen ist am 27. Januar. Jedes Feature wird innerhalb weniger Tage in den Wortprogrammen der beteiligten ARD-Sender zu hören sein. Premiere ist immer in der letzten Woche eines Monats. Fest steht auch: Die ARD-Landesrundfunkanstalten werden nach der erfolgreichen Premiere in diesem Jahr im Sommer 2010 in ihren Kulturradios erneut ein gemeinsames "ARD Radiofestival" senden. Vom 17. Juli an wird acht Wochen lang täglich ab 20.05 Uhr eine gemeinsame Sendestrecke ausgestrahlt. Das alles passt zum neuen Motto der ARD: Kooperationen zwischen den Landesrundfunkanstalten sollen weiter vorangetrieben werden. Dass jeder alles macht, wird von den Intendanten als nicht mehr zeitgemäß und nicht finanzierbar bewertet.