Nach eigenen Angaben hat der Konzern von Januar bis September 2015 weltweit 7,43 Millionen Fahrzeuge verkauft, 1,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Positiv entwickelten sich die Verkäufe in Europa, hier konnte Volkswagen um 3,5 Prozent zulegen. Im Heimatmarkt Deutschland verkaufte der Konzern 971.200 Wagen, ein Plus von 4,6 Prozent. Weiter rückläufig ist das Geschäft in Russland, hier verbucht der Autohersteller ein Absatzminus von 37,6 Prozent. Ein leichter Anstieg der Auslieferungen zeigte sich in den USA, hier verkaufte Volkswagen im September 2015 48.100 Pkw, was einem Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Insgesamt verkaufte Volkswagen USA von Januar bis September 453.500 Autos (plus 3,2 Prozent). 

Frühestens der Oktober könnte also ein erster Indikator sein, wie sehr die Krise durchschlägt. Zumal zumindest hierzulande Autokäufe mit viel Vorlauf und selten spontan ablaufen. Nach der Bestellung eines Neuwagens dauert es meist noch einige Wochen bis zur Auslieferung.

Die am Freitag bereits vom Branchenverband Acea gemeldeten Europa-Zahlen für den September zeigen denn auch keine Hiobsbotschaft für Volkswagen - sie dürften aber auch nicht für Erleichterung sorgen. Als Gesamtkonzern legten die Wolfsburger im vergangenen Monat EU-weit um 8,4 Prozent zu. Bei der Kernmarke VW-Pkw fiel die Steigerung mit 6,6 Prozent deutlich geringer aus als bei den meisten Wettbewerbern. Insgesamt legte die Branche in Europa um 9,8 Prozent zu.

Bei der Oberklasse-Tochter Audi, deren Diesel teilweise auch vom VW-Skandal betroffen sind, schlagen sich die gefälschten Abgaswerte nach Auskunft einer Sprecherin nicht in einer nachlassenden Nachfrage nieder: "Wir spüren bislang keine Auswirkungen bei Auslieferungen und Bestellungen." Im September lag das Plus der Ingolstädter von 10,1 Prozent bei den Auslieferungen sogar leicht über dem Branchenschnitt.

Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach gibt zu bedenken, dass die millionenfachen Rückrufe beim VW-Konkurrenten Toyota vor einigen Jahren rückblickend keinen bleibenden Imageschaden verursacht hätten. Und das, obwohl die Japaner erhebliche Anlaufschwierigkeiten hatten und erst der Druck der Öffentlichkeit zur lückenlosen Lösung führte. "Der Kunde vergisst schnell, wenn vernünftig aufgearbeitet worden ist", erklärt Bratzel.

Opel sei dagegen ein Beispiel dafür, wie nachhaltig sich Kratzer am Image verfestigen können. Dort war zwar kein Manipulationsfall wie bei VW gegeben, doch der zu General Motors zählende Autobauer kämpfte jahrelang mit einem angestaubten Ruf. Opel wirbt inzwischen mit dem Spruch "Umparken im Kopf" - ein Versuch, die lädierte Sichtweise auf die Marke mit dem Blitz wieder aufzupolieren. Entscheidend sei deshalb, dass VW die Lage rasch meistere. Andernfalls drohe der Konzern monatelang in den Negativschlagzeilen festzuhängen.

Wichtig wird es auch sein, wie reibungslos der im Januar startende Rückruf abläuft. Der Werkstattbesuch könne dann im Idealfall sogar als Werbung in eigener Sache dienen und förderlich für die Kundenbindung sein, sagt Bratzel. Aber auf das Netz der VW-Vertragswerkstätten rollt eine gigantische Arbeitswelle zu.

Laut dem Konzern gibt es bundesweit 2173 Volkswagen-Partner, deren Werkstätten für den Rückruf autorisiert sind. Damit ergeben sich mit den 2,4 Millionen zurückgerufenen Dieseln rechnerisch 1100 Fahrzeuge pro Standort. Branchen-Insider gehen von durchschnittlich mindestens 90 Minuten Arbeitszeit pro betroffenem Wagen aus, worin neben der eigentlichen Nachbesserung auch die Zeit für Formulare und Dokumentation steckt.

Damit ergeben sich gut 200 Arbeitstage für eine Kfz-Arbeitskraft - wenn diese sich ausschließlich mit dem Rückruf beschäftigte. Je nach Personalschlüssel und räumlichen Werkstattkapazitäten bräuchte also jeder VW-Servicepartner etliche Wochen für die Aktion. "Die muss aber neben dem ganz normalen Tagesgeschäft gewuppt werden", gibt ein Experte zu bedenken. Es könnte also doch ein längeres Warten werden. (dpa/fs)

Die Auslieferungen des Volkswagen Konzerns im Überblick:

Auslieferungen an Kunden
 nach Märkten

September
 2015

September
 2014

Veränd.
 in %

Jan.-Sept.
 2015

Jan.-Sept.
 2014

Veränd.
 in %

Europa

375.100

361.300

+3,8

3.073.900

2.970.600

+3,5

Westeuropa

323.400

309.000

+4,7

2.622.300

2.471.200

+6,1

      Deutschland

106.700

105.100

+1,5

971.200

928.500

+4,6

Zentral- u. Osteuropa

51.600

52.400

-1,4

451.600

499.400

-9,6

      Russland

15.400

20.800

-26,0

127.300

204.000

-37,6

Nordamerika

74.800

70.600

+6,0

693.100

655.100

+5,8

      USA

48.100

44.800

+7,3

453.500

439.600

+3,2

Südamerika

48.200

72.200

-33,3

439.700

586.400

-25,0

      Brasilien

31.300

57.300

-43,7

308.600

463.600

-33,4

Asien-Pazifik

353.700

356.700

-0,9

2.878.200

3.003.300

-4,2

      China

318.400

320.800

-0,8

2.578.200

2.720.000

-5,2

 

 

 

 

 

 

 

Weltweit

885.300

898.700

-1,5

7.430.800

7.541.800

-1,5

Nach Marken

Auslieferungen an Kunden
 nach Marken

September
 2015

September
 2014

Veränd.
  in %

Jan.-Sept.
 2015

Jan.-Sept.
 2014

Veränd.
  in %

Volkswagen Pkw

513.500

534.800

-4,0

4.349.600

4.563.400

-4,7

Audi

170.900

160.000

+6,8

1.348.000

1.298.600

+3,8

ŠKODA

93.600

95.600

-2,1

791.500

774.100

+2,2

SEAT

33.100

36.200

-8,6

308.400

294.000

+4,9

Porsche

20.500

15.800

+29,4

173.100

135.600

+27,6

Volkswagen Nutzfahrzeuge

36.300

37.600

-3,4

321.300

324.800

-1,1

MAN

9.000

10.200

-11,6

74.400

85.700

-13,1

Scania

7.200

7.100

+1,3

54.900

56.200

-2,2

 

 

 

 

 

 

 

Volkswagen Konzern (gesamt)

885.300

898.700

-1,5

7.430.800

7.541.800

-1,5

 

Quelle: Volkswagen