
Alles nur geklaut? Jung von Matt gewinnt mit Uralt-Idee
Um den Gold-Löwen von Jung von Matt für "Tramp a Benz" ist eine heiße Diskussion entbrannt. Kritiker sprechen von einem Ideen-Klau, der durch die Cannes-Jury belohnt würde. W&V Online hat sich in Cannes und in ADC-Kreisen umgehört.
Jung von Matt hat für die Aktion "Tramp a Benz", bei der der Künstler und Fotograf Stefan Gbureck ausschließlich in Mercedes-Fahrzeugen durch Europa trampte, einen goldenen Löwen in der PR-Kategorie von Cannes gewonnen.
Es dauerte nicht lang, bis sich auf der Facebook-Fanpage von W&V die ersten Kritiker zu Wort meldeten: "Kopfschüttel", "Ich dachte, das war geklaut" usw. lauteten die Stimmen. Peugeot hatte nämlich in Dänemark 2008 eine ganz ähnliche Aktion gestartet.
Während die dänische Agentur Uncle Grey in dem Land 89 Tramper mit dem Schild "Nur Peugeot" an die Straßenränder stellte (darüber wurde landesweit berichtet), schickte Jung von Matt mit dem Performance-Künstler Gbureck zwar nur einen Tramper los, welcher aber - im Unterschied zur dänischen Aktion - drei Wochen lang in einem Blog-Tagebuch über seine außergewöhnliche Europareise berichtete. Die "Tramp a Benz"-Aktion war daher sehr stark auf Social Media hin ausgerichtet.
Laut dem deutschen Cannes-PR-Juror Karl-Heinz Heuser (Burson Marsteller) gab es innerhalb der Jury überhaupt keine Einwände dahingehend, dass die Idee nicht neu sei. "Alle Jurymitglieder waren von dem Projekt beeindruckt - gerade auch im Hinblick darauf, wie sehr es auf die Marke einzahlt", berichtet Heuser.
Auch die von W&V Online befragten ADC-Mitglieder zeigen großes Verständnis für die Entscheidung der Cannes-Jury. Raban Ruddigkeit, Berliner ADC-Mitglied, findet zwar auch, dass die Aktion auf den ersten Blick wie ein Studentenprojekt anmutet. "Aber das Geheimnis liegt doch darin, eine Idee konsequent zu Ende zu denken. Dafür wurde Jung von Matt in diesem Fall von der Cannes-Jury belohnt. Für mich gibt es an der Entscheidung nichts zu deuteln", so Ruddigkeit.
Ähnlich sieht es auch das ADC-Mitglied Carsten Heintzsch: "Die Cannes-Jury ist doch nicht bekloppt", lautet sein Kommentar. "Die Kritiker sollen sich mal entspannen."