
Jeff Bezos:
Amazon überrascht mit Gewinn
Der Online-Händler Amazon gibt viel Geld aus, um Märkte zu erobern und die Preise niedrig zu halten. Diese Strategie führte nun zu einem bescheidenen Quartalsgewinn.
Amazon hat die Anleger mit einem schmalen Gewinn von 79 Millionen Dollar positiv überrascht. Sie ließen die Aktie des weltgrößten Online-Händlers am Donnerstag nachbörslich um rund zehn Prozent steigen. Am Markt war eher ein Quartalsverlust erwartet worden. Im Vorjahresquartal hatte Amazon 437 Millionen Dollar Verlust gemacht, unter anderem wegen des Flops des inzwischen eingestellten eigenen Smartphones Fire Phone. Der Umsatz stieg um gut 23 Prozent auf 25,36 Milliarden Dollar.
Mit dem Anstieg der Aktie rückte Gründer und Chef Jeff Bezos nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg auf Platz drei in der Rangliste der reichsten Amerikaner vor. Das Vermögen des 51-Jährigen liege nun bei 55 Milliarden Dollar und vor ihm seien nur der Microsoft-Gründer Bill Gates und die Investment-Legende Warren Buffet, hieß es.
Für die schwarzen Zahlen sorgten vor allem die nordamerikanischen Märkte und die Cloud-Sparte. In seinem Kerngeschäft erzielte der Online-Händler allein in Nordamerika einen operativen Gewinn von 528 Millionen Dollar. Dafür musste Amazon aber 15 Milliarden Dollar umsetzen. Im internationalen Handelsgeschäft gab es rote Zahlen von 56 Millionen Dollar. Auslöser dürfte der starke Dollar sein, durch den Auslandseinnahmen bei der Umrechnung in die US-Währung in den Büchern niedriger ausfallen. Der Aktionstag Prime Day, bei dem es zum 20. Firmenjubiläum Rabattangebote für Kunden des kostenpflichtigen Abo-Dienstes Prime gab, habe zwei Prozentpunkte zum Umsatzwachstum beigetragen, hieß in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen.
Amazon arbeitet daran, sich als eine Art Allesverkäufer im Alltag der Nutzer zu etablieren. Zum Weihnachtsgeschäft brachte der Konzern außerdem neue Modelle seiner Fire-Tablets auf den Markt. Davon müssten Millionen mehr als ursprünglich geplant produziert werden, hieß es in der Telefonkonferenz wie immer ohne konkrete Zahlen.
Was viele gar nicht wissen: Die Cloud-Sparte bringt Amazon rund die Hälfte des operativen Gewinns ein, während sie weniger als ein Zehntel des Konzernumsatzes ausmacht. Das Geschäft ist für Amazon also sehr lukrativ. Bei einem Umsatz von knapp 2,1 Milliarden Dollar lag der operative Gewinn bei 521 Millionen Dollar. Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 78 Prozent bei den Erlösen. Und das operative Ergebnis war mehr als fünf Mal höher.
Diese Zahlen locken andere Unternehmen: Die Deutsche Telekom will ihre schwächelnde Geschäftskundentochter T-Systems aggressiver am Markt auftreten lassen. Der Konzern plant für das Geschäft eine Kooperation mit dem chinesischen Elektronikkonzern Huawei, um Konkurrenten wie Marktführer Amazon im Cloudgeschäft Marktanteile wegzuschnappen, wie das "Handelsblatt" berichtet.
"Wir wollen Amazon angreifen", zitiert das Blatt den Geschäftsführer der IT-Sparte von T-Systems, Ferri Abolhassan. T-Systems ist zwar bereits im Cloudgeschäft unterwegs, betreibt hier aber bislang eher die betreuungsintensiveren sogenannten "Private Clouds". In diesen mieten Unternehmen separate Datenserver und Rechnerleistung, um damit online und mobil arbeiten zu können. Dagegen funktionieren "Public Clouds" in von vielen gemeinsam genutzten Rechenzentren - die Lösungen sind standardisierter und daher mit geringeren Kosten zu betreiben. In dieses Feld will die Telekom mit Huawei nun groß einsteigen, die Chinesen liefern dafür laut Abolhassan die Hardware.
Abolhassan will Kunden mit Preis und Datensicherheit überzeugen. "Daten sollten möglichst in den Ländern bleiben, in denen wir wissen, was damit passiert", sagte er der Zeitung. Damit verfolgt die Telekom eine ähnliche Strategie wie etwa der Softwarekonzern SAP, der die Daten von Kunden in deren jeweiligem Rechtsgebiet speichern will. Insbesondere in den USA hatte es in der Vergangenheit zudem aus sicherheitspolitischen Gründen immer auch Vorbehalte gegen chinesische Konzerne gegeben.
In der Cloudbranche fallen die Preise wegen des stark wachsenden Angebots seit längerem, Amazon etwa ist für seine nahezu regelmäßigen, marketingwirksamen Preissenkungen bekannt.