
Expansion:
Amazon probiert's mit Eigenmarken
Handelsmarken versprechen gute Margen und binden den Kunden - da überrascht es nicht, dass der Handelsriese Amazon sich nun auch mit eigenen Produkten versucht.

Foto: Amazon.com
Handelsmarken versprechen gute Margen und binden den Kunden - da überrascht es nicht, dass der Handelsriese Amazon (Umsatz 2015 weltweit 107 Mrd. Dollar, Deutschland 11,8 Mrd.) sich nun auch mit eigenen Produkten versucht. Vorbild ist der Einzelhandel: Vor allem die Lebensmittelhändler (LEH) und Drogeriemärkte (DM) setzen auf die Eigenmarken, die oft günstiger als Herstellermarken angeboten werden und zu Sortimentsvielfalt und Kundenbindung beitragen sollen. Von 165 Mrd. Euro Umsatz 2014 in LEH und DM entfielen 62 Mrd. Euro auf die Handelsmarken. Dieser Anteil stieg von 26 Prozent im Jahr 2000 (29 von 129 Mrd. Euro) auf circa 38 Prozent (Quelle: Institut für Handelsforschung IFH).
Nun also Amazon. Eigene Modelabels hat der Konzern schon, mit "Elements" gibt es in den USA außerdem Pflegetücher, exklusiv für Prime-Mitglieder, als Eigenmarke. Nun wird aufgestockt: Wie das "Wall Street Journal" berichtet, sollen Lebensmittel, Babynahrung und Haushaltsreiniger dazukommen. Als Namen seien "Happy Belly", "Wickedly Prime" und "Mama Bear" geplant, losgehen soll es Ende Mai. Ob auch Prime-Kunden in Europa bald Nüsse, Tee & Kaffee, Gewürze und Vitamine Marke Amazon bestellen können, ist noch nicht raus.
LEH und Internet - das geht vorerst zwar nur langsam zusammen (Umsatzanteil Online in Deutschland bei schnelldrehenden Konsumgütern FMCG 1,3 Prozent), aber Amazon ist offenbar darauf vorbereitet, sein Stück vom Kuchen abzukriegen. Immerhin rechnet selbst der Handelsverband Deutschland damit, dass auch hier bald immer mehr online geht - vor allem in den Segmenten "Lebensmittel, Wein, Delikatessen" als auch "Körperpflege, Kosmetik, Drogeriewaren" sei das schon zu spüren, hinzu kommt der Heimtierbereich.
Der Umsatz mit Waren betrug im deutschen Online- und Versandhandel im Jahr 2015 übrigens 52,4 Milliarden Euro. Amazons Anteil daran liegt schon bei gut 20 Prozent - und könnte durch noch mehr Lebensmittel-Eigenmarken weiter steigen. Denn die Händler, die ihre Waren Online anbieten, tun das ohnehin nicht so sehr über eigene Webstores, sondern zu 63 über Plattformen wie die von Amazon.