Auf den neuen Plakatmotiven ist dann auch Derrick "Del" Keens zu sehen, ein Model, das wunderbar zu den Charakterköpfen der bisherigen Astra-Kampagnen passt. Der Brite wurde vor rund 20 Jahren von der Agentur "Ugly Models" entdeckt, er hat seitdem unter anderem für Calvin Klein, Renault, Levis und Diesel Jeans gearbeitet. Mittlerweile lebt er in Berlin und hat dort mit "Misfits Models" seine eigene Agentur für "Ugly Models" gegründet. Dafür castet er nun in ganz Deutschland Menschen mit dem "gewissen Extra". Sich selbst hat er schon an Sixt vermittelt (siehe Motiv unten).

W&V Online hat mit Nadine Morawe, Brand Manager Astra, und Derrick "Del" Keens über die neuen Astra-Motive gesprochen:

Frau Morawe, Astra ist bekannt für seine Werbung mit schrägen Typen, nun setzt die Marke in der neuen Kampagne auf Misfits-Model Del Keens. Was ist seine Rolle?

Die aktuelle Kampagne und so auch das Plakat, auf dem neben einem anderen charakterstarken Model Del Keens zu sehen ist, bewirbt das Neuprodukt Astra Rakete, den neuen Partytreibstoff mit 5,9 Prozent Alkohol und aromatisiert mit Citrus-Vodka. Soviel darf verraten werden: Das Motiv zeigt passend zum neuen Partybier Astra Rakete auf - für die Marke typisch - humorvolle Art und Weise eine Partysituation mit authentischen und selbstbewussten Typen.

Warum braucht eine Biermarke wie Astra keine Werbemodels mit Traummaßen und Traumaussehen?

Astra ist das unangepasste und authentische Bier vom Hamburger Kiez. Die Marke ist ehrlich und hat einen ungezwungenen und lockeren Humor. Für Menschen, die sich nicht verbiegen und sich und das Leben nicht zu ernst nehmen. Und genau deshalb zeigt Astra schon seit jeher echte und authentische Typen auf den Plakaten, wie sie auch in der Heimat von Astra, St. Pauli, zu finden sind. Perfekte Models sind nicht gefragt, sondern echte Persönlichkeiten, die genau wie die Marke Astra immer etwas Ehrliches und Eigenständiges haben.

Herr Keens, nach 20 Jahren im Business, wie haben sich die Anforderungen an "Misfit Models" verändert? Welche Typen sind heute besonders gefragt?

Die Anforderungen an Misfit Models sind größtenteils relativ gleich geblieben. Eine auffällige Veränderung der letzten Jahre ist jedoch sicherlich, dass Unternehmen mutiger geworden sind und sich häufiger trauen, bestehende Schönheitsideale zu durchbrechen, so dass die Nachfrage für Charakter-Models gestiegen ist. Das zeigt auch meine Doku-Reihe „Misfit Models – schön schräg“, die ab 18. April auf Nat Geo people zu sehen ist.

Bei mir werden am häufigsten Männer aus der Arbeiterklasse angefragt, mit einem Aussehen, das aus der Masse heraussticht und das auffällig und außergewöhnlich ist.

Sie suchen in Deutschland nach Models. Was sollten die Kandidaten mitbringen?

Natürlich müssen ihre Gesichter und Körper hervorstechen und „das gewisse Etwas“ mitbringen, vor allem aber sollten die Models glücklich und zufrieden mit ihrem Aussehen sein und sich in ihrem Körper und ihrer eigenen Haut wohlfühlen. Auch ein starkes Selbstbewusstsein ist wichtig, um sich ein dickes Fell zuzulegen, denn nur so kann man in der Model-Branche bestehen. All das macht ein gutes Misfit-Model aus.

Welches Del-Keens-Werbemotiv gefällt Ihnen selbst am besten?

Die Werbekampagne für Calvin Klein Jeans hat mir besonders gut gefallen und eine große Rolle für mich gespielt, denn sie war der Grundstein für meinen Erfolg. Meine gesamte Karriere baut praktisch auf dieser Werbung auf. Zudem ist es sehr ungewöhnlich für ein Model wie mich, drei verschiedene Kampagnen für eine Jeans-Marke zu machen. 

Ob Selbstoptimierung mit der Smartwatch, Botox-Parties, selbstverliebte Selfies: Der Körperkult und der Perfektionierungswahn scheinen in den letzten Jahren eher zugenommen zu haben. Wie kommen Sie voran als Verfechter des Gegentrends?

So wie ich es schon immer getan habe: Ich mache die Dinge auf meine Art und Weise und gehe meinen eigenen Weg. Ich versuche nicht so sehr, ein Verfechter irgendeines Gegentrends zu sein, sondern nur meine eigenen Ideen umzusetzen. Wenn den Leuten nicht gefällt, was und wie ich etwas mache, dann können sie jederzeit versuchen, es auf ihre eigene Art und Weise besser bzw. anders zu machen.

Auf Ihrer Website wettern Sie gegen den „Perfektionsmüll“, den jeder in der Gesellschaft mit sich herumträgt und zu dem gerade die Werbebranche sicherlich ihren Teil beigetragen hat.  Trotzdem leben Sie von Werbung. Wie passt das zusammen?

Ich würde nicht sagen, dass ich gegen Perfektion an sich „wettere“. Ich möchte damit viel mehr eine kontroverse Diskussion anregen. Die Welt der Werbung wird zum größten Teil von Schönheitsidealen bestimmt, denen die wenigsten Menschen entsprechen. Gerade das bedeutet, dass es einen Raum für alternative Darstellungen und Auslegungen von Schönheit und unterschiedliche Ansprüche an Models in der Werbebranche geben kann und muss.

Beim Fotoshooting für die neuen Astra-Motive.


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.