
Personal:
Auszubildende misshandelt: Staatsanwaltschaft ermittelt bei Aldi Süd
Auszubildende sollen von einem Vorgesetzten gefesselt und gedemütigt worden sein. Aldi Süd zog bereits personelle Konsequenzen, doch jetzt schaltet sich die Staatsanwaltschaft ein.
Ein Logistikzentrum und die Zentrale von Aldi Süd in Mülheim erhalten am heutigen Montag Besuch von der Staatsanwaltschaft. Die Justizbeamten ermitteln wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung, wie Spiegel Online berichtet. Es geht um Misshandlungen von Auszubildenden. Ein Aldi-Manager soll im Frühjahr 2012 gemeinsam mit Mitarbeitern aufmüpfige Lehrlinge mit Frischhaltefolie an Pfosten gefesselt und gedemütigt haben.
Die Vorwürfe werden von Auszubildenden in der demnächst erscheinenden Neuausgabe des Buches "Inside Aldi und Co" erhoben. Der Autor, Ex-Aldi-Manager Andreas Straub, beschreibt "desaströse Zustände" in dem Zentrallager. Der stellvertretende Bereichsleiter habe gemeinsam mit Kollegen und mit dem Wissen von Vorgesetzten Lehrlinge mit Frischhaltefolie gefesselt. Dabei sei die Folie so stark gespannt gewesen, "dass ich kaum atmen konnte", erklärt einer der Betroffenen. Ihre Gesichter seien mit Edding-Stiften beschmiert worden, um sie nach Art eines Burschenschaften-Brauchs "anzuschwärzen". Die Schikane wurde gefilmt und fotografiert, Videomaterial ist zum Teil auf Facebook zu sehen. Und es wurde gedroht: Bei weiterem "Fehlverhalten" würden die Lehrlinge in ein Tiefkühlabteil gesperrt. Anzeige haben die Auszubildenden nicht erstattet, nach eigenen Angaben aus Angst vor Kündigung in der Probezeit.
Jetzt hat sich die Staatsanwalt eingeschaltet. Aldi Süd zeigte sich auf Spiegel-Nachfrage "entsetzt" und zog bereits personelle Konsequenzen. Sieben beschuldigte Mitarbeiter erhielten Aufhebungsverträge und Abfindungen.
Autor Andreas Straub war von 2007 bis 2011 bei Aldi Süd tätig, zuletzt als Bereichsleiter. Seine Erfahrungen fasste er in dem Buch "Aldi. Einfach billig" zusammen, das 2012 erschien und die Spiegel-Beststellerliste erreichte.