
Axel Springer zieht Boulevard-Test zurück
Rückzieher: Der Axel Springer Verlag legt den "Markttest" für einen Billig-Ablegers der "B.Z." in Ostberlin überraschend auf Eis.
Nun wird es also doch nichts mit dem „Markttest“ eines Billig-Ablegers der „B.Z“ in Ostberlin – dem Stammgebiet des „Berliner Kurier“ (DuMont Schauberg). Nach „eingehender Prüfung der wirtschaftlichen Grundlagen des Projekts“ hat der Axel Springer entschieden „den Markttest von B.Z. am Abend derzeit nicht weiter zu verfolgen,“ heißt es kurz und trocken in einer Mitteilung.
Der schnelle Rückzieher überrascht, denn die abgespeckte B.Z.-Version für 40 Cent hätte schon am kommenden Montag an die Kioske in Hellersdorf, Marzahn und Hohenschönhausen kommen sollen. Gestern noch hatte der Verlag die Pläne bestätigt und gesagt, man wolle herausfinden ob es am Preis liege, dass die B.Z. in diesen Stadtteilen bisher nicht besonders gut verkauft.
Weitere Erklärungen mag man bei Springer derzeit nicht abgeben. Es ist allerdings anzunehmen, dass die von DuMont alsbald angekündigte Gegenmaßnahme dabei eine Rolle gespielt hat: Der Kölner Zeitungskonzern hatte angekündigt, bereits am 26. April im Westteil der Stadt Springers B.Z im Gegenzug mit dem Billig-Titel „Express Berlin“ angreifen zu wollen. Mit dem 40 Cent-Blatt hätte DuMont der ohnehin gebeutelten B.Z. schmerzhaft zusetzen können. Sie setzt immerhin zwei Drittel ihrer Auflage von 167 335 Exemplaren im Westteil der Stadt ab – für 20 Cent mehr. Die Zeichen standen also ganz auf einen regelrechten Zeitungskrieg in Berlin.
Hätte die "B.Z." durch den Gegenangriff in ihrem Stammgebiet in Westberlin weiter Schaden genommen, wäre die vage Aussicht auf ein paar Auflagengewinne in Ostberlin schnell nicht mehr wirtschaftlich gewesen. Nach dem Rückzug von Springer verzichtet DuMont folgerichtig auf sein Projekt in Westberlin. "Damit hat sich das glücklicherweise für uns erledigt", sagt Verleger Konstatin Neven DuMont.