
Nazi-Vorwürfe:
Bahn-Durchsage sorgt für Ärger
Eine Bombenentschärfung in Frankfurt legte am Sonntag den Bahnverkehr lahm. Doch nicht das Verkehrschaos war der große Aufreger, sondern die fragwürdige Durchsage eines Bahnmitarbeiters.

Foto: Deutsche Bahn
Die Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hielt die Menschen in Frankfurt vergangenen Sonntag in Atem. Viele mussten evakuiert werden, der Verkehr war lahmgelegt oder wurde umgeleitet. So auch Strecken der ICE-Verbindung von München nach Frankfurt.
Doch nicht die Verspätung und das Bahnchaos sorgten im Zug für Aufregung, sondern die Durchsage des Zugführers. Laut der Mitreisenden Julietta F. soll er gesagt haben: "Liebe Fahrgäste. Unser Zug hat wegen der Entschärfung einer Bombe, die die Westalliierten auf die unschuldige Bevölkerung Frankfurts abgeworfen haben, zurzeit 45 Minuten Verspätung."
Diese Aussage ließ sie und viele andere Reisende erstaunt und verärgert zurück. "Das sind Nazis, meiner Ansicht nach, die so etwas sagen. Jetzt mal deutlich ausgedrückt", äußerte sie sich gegenüber dem Stern.
Sie wollte den Mann sprechen. Doch es hieß, der Zugführer sei beschäftigt und deswegen nicht zu sprechen. Daraufhin wandte sich die Zugreisende via Facebook an die Deutsche Bahn und machte dort ihrem Ärger Luft. In ihrem Post fragte Julietta F., ob es im Sinne der Deutschen Bahn sei, dass Mitarbeiter politische Statements verbreiten.
Die Bahn antwortete daraufhin, dass kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt Grundwerte der Deutschen Bahn seien und man sich dafür entschuldige und mit dem Personal sprechen werde. Auf Facebook sagt ein Sprecher der Bahn außerdem: "Ein Zugbegleiter darf als Repräsentant unseres Unternehmens Ansagen im Zug selbstverständlich nicht mit persönlichen politischen Äußerungen vermischen. Wir haben unverzüglich reagiert: Der Mitarbeiter arbeitet zukünftig nicht mehr im Kundenkontakt."
Währenddessen häuften sich unter dem Post von Julietta F. die Hass-Kommentare. Nicht aber gegen den Bahnmitarbeiter, sondern gegen Julietta F. Erst auf der Bahn-Seite, dann auf der privaten Facebook-Seite von Julietta F. Die Bahn griff zuerst kaum ein und ließ teils auch Beschimpfungen stehen.
Hauptsächlich ging es um das in rechten Kreisen beliebte Bild: Die Bomben der Alliierten hätten nur unschuldige Zivilisten getötet, alles andere sei gelogen. Bei den Profilen hinter den beleidigenden Posts handelte es sich um Anhänger von rechtsradikalen Gruppen, AfD, Pegida & Co. Laut heise.de waren auch einige Bahnmitarbeiter involviert.
In der Zwischenzeit wurde die Beschwerde von Julietta F. samt der vielen Hetzkommentare von der Facebookseite der Bahn gelöscht.
Wie oft der Mitarbeiter diese Durchsage machen konnte, wissen wir nicht. Allerdings haben wir von genau derselben Durchsage auf der Fahrt von Frankfurt nach München erfahren. Also war seine Aussage wohl keine einmalige.