
Bauer geht gegen "Konditionenkartell" des Grosso vor
Die Bauer Media Group lehnt das Konditionen-Angebot des Grossoverbandes offiziell ab und will das Ganze rechtlich überprüfen lassen. Bauers Vorwurf: "Ausübung eines unzulässigen Konditionenkartells“.
Jetzt ganz offiziell und per Pressemitteilung lehnt die Bauer Media Group den so genannten Pilotabschluss zwischen Axel Springer und dem Grossoverband ab und kündigt an, dass der Klageweg beschritten wird. Der Abschluss ist zum Jahresende unter dem Motto "Bonus Plus" unterzeichnet worden. Aus Sicht der Bauer Media Group handele es sich bei der Vereinbarung des Grossoverbandes um die „Ausübung eines unzulässigen Konditionenkartells“. Die Bauer Media Group werde den Vorgang daher „einer rechtlichen Überprüfung zuführen“. Dieser "Pilotabschluss" sei für viele Zeitschriften langfristig existenzgefährdend, heißt es am Donnerstag von Bauer.
Der Schritt kommt nicht überraschend. Zuvor hat schon Anfang Januar der verantwortliche Bauer-Manager Andreas Schoo gegenüber dem Branchendienst „text intern“ diese Schritte angedeutet und betont: "Sollten die Verlage geschlossen den Vertrag unterzeichnen, würde dies zu Mehrkosten im hohen dreistelligen Millionenbereich führen. Das wäre für die Verlage existenzbedrohend. Die Bonusregelung wird allenfalls und auch nur bei sehr optimistischer Betrachtung der Bild-Zeitung helfen. Ehrlicherweise hätte man dann die Vereinbarung auch ‚Bild Plus’ nennen sollen. Wir sehen 'Bonus Plus' als eine Tageszeitungsvereinbarung. Jetzt benötigen wir zukunftsweisende Verträge für die Zeitschriftenbranche."
Nun führt Bauer aus, dass statt einer Verbesserung der Konditionen bei Berücksichtigung der Stichtagsregelung deutlich schlechtere Konditionen angeboten würden. Auch die Laufzeit des Vertrages sei unakzeptabel. „In Zeiten von massiven Veränderungsprozessen ist eine Bindung an dieses Konditionengeflecht bis zum Jahre 2017 verantwortungslos“, hält der Verlag fest. Außerdem zementierten die Nebenabreden in der Vereinbarung alle Nachteile des jetzigen Systems.
„Das Grossosystem bleibt weiterhin Selbstzweck, statt sich zu reformieren und zu optimieren“, moniert Bauer. Deshalb pocht der Verlag nun auf die rechtliche Prüfung und fordert: „Das Grossosystem muss deutlich effizienter werden.“ Erforderlich sei daher eine spürbare Absenkung der Spannen für alle Zeitschriften sowie eine Überarbeitung der Spannensystematik hin zu einem zeitgemäßen Abrechnungssystem.
Auch der Bauer-Verlag hat mit den Grossisten im vergangenen Jahr verhandelt – allerdings ergebnislos. Bauer hat Ende November 2010 versucht, mit dem Grossoverband einen Abschluss mit Handelsspannen-Absenkung zu verhandeln. Dies ist dann aber mit Ablauf am 20. Dezember gescheitert – weil eben der Bundesverband Presso-Grosso am 21. Dezember den "Pilotabschluss" mit Springer der Öffentlichkeit vorgestellt hat.