
Junge Zielgruppe:
Bayerischer Rundfunk startet Web-Serie mit Ulmen und Liechtenstein
Der BR geht neue Wege: Mit seiner ersten fiktionalen Webserie umgarnt er junge Hipster. Und ist sich dazu auch für einen Schulterschluss mit Youtube nicht zu schade.
Christian Ulmen soll es richten. Christian Ulmen ist der Missing Link zwischen dem gesetzten Bayerischen Rundfunk (BR) und dem jungen Publikum. Sein Ulmen TV produziert erstmals eine fiktionale Webserie, die ab September die junge Spaßgeneration unterhalten soll.
Zunächst sind 20 Episoden mit je drei Minuten Länge geplant. Das Thema: Gender-Konflikte. Mann/Frau heißt entsprechend das Projekt, das zunächst am 3. September im Internet anläuft (www.mannfrau.de) und dann ab 12. September auch in dreiminütigen Folgen im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Der Sendetermin allerdings ist reichlich versteckt: 23:15 jeweils freitags wird eine neue Folge ausgestrahlt. Christian Ulmen und seine Frau Collien Ulmen-Fernandes sind jeweils in Nebenrollen zu sehen, die Gemütslage junger Frauen soll Hauptdarstellerin Lore Richter rüberbringen, Mirko Lang repräsentiert die männliche Sicht. Für einen auffälligen Sidekick dürfte auch das schräge Edeka-Testimonial Friedrich Liechtenstein sorgen.
Gender-treu haben die Episoden jeweils auch ein Mann und eine Frau geschrieben und konzpiert - das Geschwisterpaar Jana und Johann Buchholz. Modern und schnell erzählt die Serie von Affären mit Hardcore-Singles oder verheirateten Frauen, die Protagonisten kopieren Liebesgedichte von Grußkarten, fangen neue Jobs an und schmeißen sie wieder hin, täuschen Treue und Orgasmen vor oder klauen besoffen Schweine.
Rundfunkpolitisch birgt das Vorhaben - das laut BR Modellcharakter bekommen könnte - einigen Zündstoff. Denn nicht allein, dass der BR Fiktionales jetzt auch im Netz anbietet und den nicht gebührenfinanzierten Medien dort Konkurrenz macht. Der Sender ist sich auch für einen Schulterschluss mit dem eigentlichen Konkurrenten Youtube nicht zu schade. Die Episoden sind nämlich nicht an die begrenzte Laufzeit in der Mediathek gebunden, sondern werden auf einem eigenen Youtube-Kanal gepostet. Der BR hofft dabei auf virale Effekte.
Damit der Ton auch ja stimmt und nicht altväterlich rüberkommt ist auch eine Zusammenarbeit mit dem Jugendradio Puls geplant. Noch allerdings tun sich die Münchner schwer mit Jugendsprech, wie eine Stellungnahme des Senders gegenüber W&V Online zeigt: "Für den Bayerischen Rundfunk ist es wichtig, allen Bevölkerungsgruppen, allen Teilnehmern am öffentlichen/kulturellen Diskurs, ein interessantes Angebot zu machen. Wir möchten sie mit der Marke BR in Kontakt bringen. Das erfolgt auf allen Ausspielwegen, zunehmend auch non-linear über alternative Plattformen, nach den spezifischen dramaturgischen Anforderungen und Erwartungen der Nutzer der jeweiligen Plattformen."