Ernst & Young:
Berlin ist nicht mehr Startup-Hauptstadt Europas
Europas Startup-Metropole - Berlin muss diesen Titel jetzt abgeben. Denn im ersten Halbjahr haben die Jungunternehmen hierzulande deutlich weniger Geld eingenommen, so steht es im "Startup-Barometer Deutschland" von Ernst & Young. Warum das dennoch kein Grund zur Sorge ist.
Berlin ist nicht mehr Startup-Hauptstadt Europas - zu diesem Ergebnis kommt das "Startup-Barometer Deutschland", das Ernst & Young für das erste Halbjahr 2016 erstellt haben. Der Grund: Es gab zu wenig Großdeals, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnten Berliner Startups bislang 64 Prozent weniger Investitionskapital generieren (2015; 1,5 Milliarden Euro, 2016: 520 Millionen Euro). Die deutsche Metropole muss sich deshalb London (Investitionsvolumen für das erste Halbjahr 2016: 1,3 Milliarden Euro), Stockholm (1,0 Milliarden Euro) und Paris (673 Millionen Euro) geschlagen geben.
Berlins Sturz vom Startup-Thron ist symptomatisch für den Standort Deutschland. In der Bundesrepublik sank die Gesamtsumme des in diesem Halbjahr generierten Risikokapitals (957 Millionen Euro) um 52 Prozent (2015: zwei Milliarden Euro). In Europa schrumpfte das Investitionsvolumen ebenfalls, allerdings nur um vier Prozent. Dass sich nun London und Stockholm Gold und Silber im Städte-Ranking sichern, liegt übrigens zu einem Großteil an zwei Mega-Deals aus diesem Halbjahr: Mit Abstand am meisten Kapital floss an den schwedischen Musikstreaming-Dienst Spotify (900 Millionen Euro), der britische Flug-Suchdienst Skyscanner brachte es auf 177 Millionen Euro.
Aus diesen Zahlen ergibt sich folgende Top Ten der europäischen Startup-Hauptstädte.
1. London
2. Stockholm
3. Paris
4. Berlin
5. Dublin
6. Cambridge
7. Edinburgh
8. München
9. Madrid
10. Naarden
Muss man sich nun um die Attraktivität des Startup-Standorts Deutschland sorgen? Ernst & Young sieht dazu keinen Anlass: Denn auch wenn die Startups bislang deutlich weniger Risikokapital eingenommen haben, ist hierzulande zeitgleich die Zahl der Finanzierungsrunden um 60 Prozent gestiegen - in Europa um 40 Prozent.
Peter Lennartz, Partner bei Ernst & Young, fällt deshalb ein positives Urteil: "Immer mehr deutsche Start-ups erhalten frisches Kapital, es gibt immer mehr mittelgroße Finanzierungsrunden. Zudem war ein großer Teil der Rekordzahlen aus dem vergangenen Jahr auf Einmaleffekte zurückzuführen." Sein Fazit: "Unterm Strich zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Startup-Szene in Deutschland erwachsen geworden ist und auf einer breiteren Basis steht als je zuvor."
Für das Ranking wertete Ernst & Young Pressemitteilungen der Start-ups oder Investoren aus, als weitere Quelle diente die Berichterstattung der Presse. Das "Startup-Barometer Deutschland" steht hier kostenlos zum Download bereit.