Berliner Start-up macht "Bargeld online verfügbar"
Online-Einkäufe mit Bargeld bezahlen - das wollen die Start-up-Gründer Achim Bönsch, Sebastian Seifert und Florian Swoboda ab Sommer für Konsumenten möglich machen. Der Weg führt dabei über Coupons.
Online-Einkäufe mit Bargeld bezahlen. Klingt erstmal absurd und nicht machbar. Achim Bönsch, Sebastian Seifert und Florian Swoboda basteln aber daran, genau das ab Sommer 2012 für Konsumenten möglich zu machen. Die drei Absolventen der WHU Vallendar starten dann ihr Projekt "Bar zahlen", hinter dem die Berliner Betreibergesellschaft Zerebro steht. Bar zahlen baut eine Brücke zwischen Online-Handel und klassischem Handel. Mittels Coupons zum Ausdrucken kann im Internet geshoppt werden und erst später in einem Geschäft gezahlt werden. Achim Bönsch hat W&V Online verraten, wie die Geschäftsidee entstanden ist, wer ihre Partner im Handel sind und wen sie noch für ihr Start-Up suchen.
Wie sind Sie auf die Idee zu "Bar zahlen" gekommen?
Im Online-Handel besteht seit Jahren das Problem, dass jeder dritte Kunde den Einkauf bei der Auswahl der Bezahlmethode, also an der virtuellen Kasse, abbricht. Dieses Problem existiert ausschließlich im E-Commerce. Wir haben uns gefragt, warum das so ist und sind beim Vergleich der Märkte auf Folgendes gestoßen: Die Bezahlmethoden EC-Karte und Kreditkarte gibt es on- wie offline. Was es online nicht gibt, ist Bargeld, und das, obwohl das Bargeld mit 82 Prozent Nutzungsrate die meistgenutzte Bezahlmethode der Deutschen ist. Wir planen nun, das Bargeld auch online verfügbar zu machen. Der Kunde wählt im Online-Shop Bar zahlen als Bezahlmethode, druckt sich den Coupon aus und nimmt diesen mit zum nächsten stationären Partner von Bar zahlen. Dort wird der Coupon wie ein Pfandbon gescannt und der Kunde bezahlt seinen Online-Einkauf.
Spielte beim Gründungsgedanken denn auch die in vielen Studien erwähnte Ängstlichkeit der Deutschen mit rein, ungern online Bankdaten preiszugeben?
Das war sicher auch eine unserer Überlegungen. Je länger man sich mit einer solchen Thematik beschäftigt, desto mehr stößt man auf überraschende Fakten: 73 Prozent der Deutschen besitzen keine Kreditkarte, fast 60 Prozent nutzen noch nicht einmal Online-Banking. Somit fallen die meisten Online-Bezahlmethoden aus der Auswahl heraus. So sind auch die hohen Abbruch-Raten beim Online-Kauf zu erklären. Und die Angst ist natürlich nicht unbegründet: täglich werden Kreditkarten gehackt, das ist einfach ein medienpräsentes Thema hier in Deutschland. Die Bundesbürger achten nun mal auf Datensicherheit. Und Finanzdaten sind ja nochmal ein ganz anderes Thema.
Wer sind denn Ihre Partner im Handel?
Die Partner wählen wir sehr genau aus, denn unsere oberste Priorität ist es, Vertrauen zu schaffen. Wir schauen bei unseren stationären Partnern deshalb sehr spezifisch, ob sie Brand-technisch zu uns passen und ob sie das Vertrauen der Kunden besitzen. Die großen Bereiche sind ganz klar der Lebensmittel-Einzelhandel, Drogeriemärkte und am Rande dann auch weitere Anbieter wie Telekommunikationsdienstleister.
Wann und in welchen Regionen starten Sie Bar zahlen?
Wir werden gleich von Beginn an deutschlandweit präsent sein. Wir starten im Sommer, der genaue Zeitpunkt ist noch abhängig von der technischen Integration bei unseren stationären Partnerunternehmen. Es soll und wird Bar zahlen auch nicht nur in Großstädten geben, sondern wirklich deutschlandweit.
Planen Sie eine Kampagne?
Ja, es wird eine Crossmedia-Kampagne geben. Wir kümmern uns hauptsächlich um die Online-Seite, von Affiliate bis hin zu Buzzer. Auch mit unseren stationären Handelspartnern wird es Kooperationen geben. Bar zahlen wird vom Handel ganz klassisch über die traditionellen Werbekanäle des Lebensmitteleinzelhandels, wie etwa Print- und Prospektwerbung, beworben werden.
Sie sind im Aufbau von Bar zahlen, suchen Sie noch Mitarbeiter?
Wir suchen immer Mitarbeiter, wir wachsen schnell. Wir sind innerhalb von einem Dreivierteljahr auf 20 Mitarbeiter hochgeschnellt. Bis Ende des Jahres planen wir derzeit eine Verdoppelung. Wir suchen IT-und Sales-Kompetenz, etwa Informatiker im Bereich Kassentechnik und Sales-Experten für Onlineshops und den stationären Handel.