
Beschäftigte in der Kommunikationsbranche
Aktuelle Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zur Beschäftigtenstruktur in der Kommunikationsbranche bestätigen die gängigen Vorurteile, sie geben aber auch so manches Rätsel auf.
Aktuelle Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zur Beschäftigtenstruktur in der Kommunikationsbranche bestätigen die gängigen Vorurteile, sie geben aber auch so manches Rätsel auf.
Der deutsche Werbemarkt ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich geschrumpft. Rund 16 Prozent dürfte das Minus gegenüber der Jahrtausendwende laut Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) betragen. Die Zahl der sogenannten „Werbefachleute“ hat sich dagegen im gleichen Zeitraum fast verdoppelt. Das besagen neue Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Laut „Berufe im Spiegel der Statistik“ gab es 1999 rund 55 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Werbefachleute, 2009 waren es knapp 100 000. Summiert sind dabei Werbekaufleute, Kontakter, Verkaufsförderer, Texter sowie Public-Relations-, Media-, Kreativ- und sonstige Werbefachleute.
Ob sich die Zahl der Mitarbeiter in der Kommunikationsbranche aber tatsächlich in diesem Ausmaß nach oben entwickelt hat, lässt sich mit dieser Zahl nur eingeschränkt belegen. Denn die Forscher haben weitere Agenturjobs in ihre Gruppe „Medien-, geisteswissenschaftliche und künstlerische Berufe“ gepackt. Gelistet sind hier zwar keine Planner und Artdirektoren, aber unter anderem rund 39 000 „Bildende Künstler, Graphiker, Designer, Layouter, Fotogravurzeichner . . .“, etwa 4800 „Dekorationen-, Schildermaler, Schilder- und Lichtreklamehersteller“, zirka 8900 „Fotographen, Kameraleute, Bildberichterstatter“, gut 1400 „Raum- und Schauwerbegestalter“ oder 64 000 „Publizisten, Schriftsteller, Journalisten, Lektoren . . .“ Daneben weisen die IAB-Experten in ihrem gesamten Daten-Pool auch 1600 Kutscher, 6800 Weber, 17 000 Walzer und 4600 Spinner aus, allesamt jeweils noch ergänzend in der weiblichen Form.
Die immense Zunahme der Werbefachleute dürfte angesichts der Marktentwicklung so manches Erstaunen auslösen – man müsse aber davon ausgehen, dass dies ein realer Zuwachs war, heißt es auf Anfrage beim IAB. Änderungen in der Statistik oder Erhebungsmethodik gab es jedenfalls nicht. Das schließe aber nicht ein geändertes Meldeverhalten der Arbeitgeber aus. Darauf hätte das IAB keinen Einfluss. Eine genaue Differenzierung der Berufsgruppe sei jedoch nicht möglich, weil bei der Meldung der Arbeitgeber zur Sozialversicherung nur die sogenannte Berufsordnungs-Nummer ohne weitere Details erfasst wird.
Leichter nachvollziehbar sind andere Zahlen der Arbeitsmarktforscher. Werbefachleute sind etwas häufiger weiblich (der Frauenanteil beträgt 53 Prozent) und überwiegend jung an Jahren – nur 13 Prozent haben bereits die 50 überschritten. Dagegen dürfte kaum jemand Einspruch erheben. Mit einem Anteil von 14 Prozent haben jedoch nur relativ wenige Werbefachleute einen Universitäts- oder Fachhochschul-Abschluss. Da es aber bei mehr als einem Drittel heißt „Berufliche Ausbildung unbekannt“, könnte es durchaus weitere Akademiker geben.
Mit der gleichen Berufssystematik wie das IAB arbeiten auch die Krankenkassen. Damit sind auch Aussagen zum Gesundheitszustand von Kommunikationsprofis möglich. Unter den Versicherten bei Betriebskrankenkassen liegen Werbefachleute laut BKK Bundesverband mit zehn Arbeitsunfähigkeitstagen pro Jahr unter dem Schnitt von 13 Tagen). Bei der KKH-Allianz zeigt sich mit 18 Fehltagen dagegen ein überdurchschnittlicher Wert (alle Berufe: 16 Tage). Anzunehmen ist aber, dass angesichts der „jungen“ Altersstruktur und meist keiner körperlichen Schwerstarbeit die Fehlzeiten geringer ausfallen müssten. Weniger erstaunlich ist für Branchen-Insider ein relativ hoher Anteil Ausfalltage durch psychische Erkrankungen. Offen bleibt, ob Kontakter oder Kreative stärker betroffen sind.