
BDZV :
Bestechung? Transparency kämpft gegen Grauzone in Medien
Kritiker fordern schärfere Regeln gegen Bestechung und Bestechlichkeit im Journalismus. Der Verlegerverband BDZV verweist auf den Pressekodex.
Die Organisation Transparency International hat schärfere Regeln gegen Bestechung und Bestechlichkeit in deutschen Medien gefordert. Mit Hinweis auf Journalistenreisen, Geschenke und Presserabatte sagt der stellvertretende Transparency-Vorsitzende Jürgen Marten: "Statt systematisch Korruption vorzubeugen und Transparenz zu schaffen, ruhen sich anscheinend viele Häuser auf dem Glauben aus, dass ihre Journalisten nicht bestechlich seien."
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) verweist indes auf den Pressekodex, auf den sich die Redaktionen verpflichtet hätten. Zudem gebe es den Presserat, der bei Verstößen tätig werde. "Glaubwürdigkeit ist unser wichtigstes Gut", betont BDZV-Pressesprecherin Anja Pasquay gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Sicher gebe es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten, etwa wenn bei Reiseberichten klar gekennzeichnet werde, wie sie zustande kämen. "Das wird auch durchaus schon genau so gehandhabt."
Transparency hat zuvor gemeinsam mit der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche die Kurzstudie "Gefallen an Gefälligkeiten: Journalismus und Korruption" vorgestellt. Der Bericht zeigt vor allem an Fallbeispielen, wie Journalisten von Wirtschaftsunternehmen Vorteile und Einladungen annähmen. "Man muss sich nur vorstellen, Betriebsräte oder Politiker hätten sich so einladen lassen, wie da der mediale Aufschrei gewesen wäre", so Günter Bartsch, Geschäftsführer von Netzwerk Recherche. Der Studie zufolge ist in den Medienhäusern das Interesse am Thema Korruptionsbekämpfung gering. Zudem seien die redaktionellen Leitlinien oft nicht klar genug, es fehle an verbindlichen Konsequenzen. "Gerade in unserer Branche, in der Glaubwürdigkeit ein hohes Gut ist, sollte mehr Transparenz und bessere Korruptionsprävention möglich sein", sagt Bartsch.
Anfang 2012 haben diverse Konzerne ihren Ruf als Journalistenbestecher abstreifen wollen, darunter die Telekom, die Presserabatte auf bestimmte Mobilfunkverträge gestrichen hat. Zuvor hatten Deutsche Bahn und Air Berlin ihre Vergünstigungen zu den Akten gelegt. Der Springer-Verlag hatte zeitgleichbekannt gegeben, dass die Redakteure vereinbart hätten, künftig keine Presserabatte mehr anzunehmen. Das Verlagshaus Gruner + Jahr vereinbarte: Redakteure dürfen sich nur noch bis zu 40 Euro einladen lassen.
dpa/ps