
Bilder von Gaddafis Tötung: Was Medien dürfen - und was nicht
Nach der Berichterstattung über die Tötung von Muammar al-Gaddafi ist eine hitzige Debatte darüber entbrannt, wie viel Blut und wie viel Grausamkeit Medienkonsumenten zugemutet werden darf. Der Münchner Professor Rüdiger Funiok sagt, was aus medienethischer Sicht erlaubt ist und was nicht.
Nach der Berichterstattung über die Tötung des libyschen Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi ist eine hitzige Debatte darüber entbrannt, wie viel Blut, wie viel Brutalität und wie viel Grausamkeit den Medienkonsumenten zugemutet werden darf.
Die Bild-Zeitung zeigte das Foto des getöteten Gaddafi in besonders großer Aufmachung - was offenbar viele Leser verstörte. "Das ist eine Nummer zu viel. Geschmacklos" meint eine auf der Bild-Fanpage auf Facebook, und eine andere Frau findet es "übelst, dass solche Ekelbilder riesengroß auf der ersten Seite abgebildet werden." Andere klatschen Beifall.
Die Redaktion von Spiegel Online hat ihr Video "Wie starb der libysche Diktator" vorsichtshalber mit dem Vorab-Warnhinweis versehen: "Die im Video gezeigten Bilder könnten verstörend wirken." Auch in sämtlichen TV-Nachrichtensendungen waren die Bilder des toten Ex-Diktators zu sehen. Andere, wie etwa die Süddeutsche Zeitung haben darauf verzichtet, Bilder des toten Gaddafi zu zeigen.
TV-Sender, Zeitungsredaktionen und Nachrichtenportale stehen in solchen und ähnlichen Situationen vor einer schweren Entscheidung. Aus Sicht des Medienethikers Professor Rüdiger Funiok (Hochschule für Philosophie in München) hat die Öffentlichkeit zwar durchaus ein Anrecht darauf, ein Bild von Gaddafis Leiche zu sehen - als Nachweis für dessen Tod und als Dokument der Zeitgeschichte.
Aus medienethischer Sicht (laut Funiok heißt Medienethik: "Versuche den Leuten zu sagen, sie sollen sich ein Gewissen machen") komme es dabei aber ganz entscheidend auf die Aufmachung an. Die Darstellung habe dezent zu erfolgen. Demnach ist der Bild-Aufmacher in seiner Form auf jeden Fall zu reißerisch. Bild sei ein Medium, welches klar auf die Affekte seiner Leser abziele, so Funiok.
"Bilder vergessen wir nicht. Je nachdem, um welche Bilder es geht, werden sie in unser Gehirn eingebrannt", sagt Funiok. Vor allem viele Eltern von Kindern hatten sich am Freitag über die Aufmachung der Bild-Zeitung beschwert.