"Mit der Jette-Joop-Kollektion will Aldi Süd ein jüngeres, markenorientierteres Publikum ansprechen und neue Kunden anlocken", meint Denise Klug vom Handelsanalysten Planet Retail. Das Unternehmen stehe unter Druck. Es gebe in Deutschland kaum noch die Möglichkeit, durch Öffnung neuer Märkte zu wachsen.

Gleichzeitig werde der Wettbewerb mit Lidl, aber auch mit den großen Supermarktketten immer intensiver. Umso wichtiger sei es, neue Kunden anzulocken und die Umsätze auf bestehender Fläche zu steigern.

Bei Aldi Süd klingt das natürlich etwas anders. Der Discounter wolle "ein Zeichen dafür setzen, dass Designerstücke nicht unbedingt teuer sein müssen", begründet die stellvertretende Einkaufsleiterin Kim Suckow den überraschenden Schritt. Jette Joop sprach im "Handelsblatt" sogar von der "Demokratisierung guten Designs".

Auf jeden Fall dürfte der Aldi-Vorstoß den Wettbewerb auf dem deutschen Modemarkt noch einmal anheizen. Dabei ist der Kampf um die Kunden für viele deutsche Textilanbieter schon jetzt schwer zu bestehen. Erst vor eineinhalb Wochen musste der Modehersteller Steilmann, zu dem auch die Boecker-Modehäuser gehören, Insolvenz anmelden.

Und auch andere Unternehmen haben Probleme. Der westfälische Modekonzern Gerry Weber kündigte kürzlich an, gut jede zehnte seiner rund 7000 Stellen zu streichen und mehr als 100 der rund 1000 Filialen zu schließen. Die Hamburger Modekette Tom Tailor muss ebenfalls den Gürtel enger schnallen: Sie will in diesem Jahr voraussichtlich 80 bis 100 von 1500 Läden schließen, jedoch nur 30 neue Shops eröffnen.

Für viele etablierte Modeanbieter wäre es deshalb wohl besser, wenn die Designermode-Aktion von Aldi eine Ausnahme bliebe. Doch das Unternehmen will sich da nicht festlegen. "Wir schauen jetzt erst mal, wie diese Aktion läuft. Dann sehen wir weiter. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es weitergeht", hieß es bei der Ankündigung der Jette-Joop-Kollektion.

Von Erich Reimann, dpa