
Bio-Verlag: Wenn die Mitarbeiter die Firma übernehmen
Bisher kennt man das Modell der Mitarbeiter-KG vor allem von der Spiegel-Gruppe. Nun geht der Bio-Verlag ("Schrot & Korn") komplett an seine Mitarbeiter über. Für den Gründer geht damit "ein lang gehegter Traum in Erfüllung".
Bisher kennt man das Modell der Mitarbeiter-KG vor allem von der Spiegel-Gruppe. Nun hat der Aschaffenburger Bio-Verlag einen ähnlichen Schritt getan – allerdings ist das Unternehmen, das vor allem das Naturkostmagazin „Schrot & Korn“ herausgibt, komplett in die Hände der Belegschaft übergegangen. Beim „Spiegel“ halten die Mitarbeiter gut 50 Prozent.
Ronald Steinmeyer, seit 1979 Mitgründer, Hauptgesellschafter und Geschäftsführer des Bio-Verlags, ist Ende 2011 ausgestiegen. Um „etwas ganz Neues anzufangen“, wie die Firma mitteilt. Für den 58-Jährigen war es ein "lang gehegter Traum", ein Unternehmen aufzubauen, über das seine Mitarbeiter bestimmen. Steinmeyer und Sabine Kauffmann, ebenfalls Gründungsgesellschafterin, hätten beide auf einen „erheblichen Teil“ des erwirtschafteten Mehrwerts des Verlags verzichtet – und damit das neue Modell ermöglicht. „Ziel dabei war es, den Verlag zukunftssicher aufzustellen und unabhängig zu machen. Von einzelnen Gesellschaftern, aber auch von den Gründern“, erklärt Kauffmann, die Geschäftsführerin bleibt.
Das Kapital stellen alle 50 Mitarbeiter der GmbH als Genussscheine über eine gemeinsame KG zur Verfügung. Die Gesellschaftsanteile liegen bei der gemeinnützigen Aschaffenburger Stiftung Natur Mensch Kultur und der neugegründeten Bio Verlag Stiftung. Diese sei „vergleichbar mit einer Familienstiftung, nur dass statt der Familie Mitarbeiter die Nutznießer sind“, und hält die Mehrheit der Stimmrechte. Über die Geschäftspolitik bestimmt ein Kuratorium, das je zu einem Drittel aus gewählten Mitarbeiter-Vertretern, Abteilungsleitern und der Geschäftsführung besteht.
"Schrot & Korn“ ist kostenlos in Bioläden erhältlich, die das Magazin wiederum einkaufen. Die Auflage betrug im dritten IVW-Quartal 710.675 Exemplare. Zum Portfolio zählen zudem das Fachblatt „Biohandel“, der Naturkosmetiktitel „Cosmia“ und die Website naturkost.de. Dem Verlag zufolge beträgt der Umsatz 2011 über sieben Millionen Euro.
Ein etwas anderes Modell verfolgte Center-TV-Gründer André Zalbertus: Der Senderchef nahm sich die „taz“ zum Vorbild und wollte seinen Regionalfernsehkanal Center TV Ruhr in eine Genossenschaft umwandeln. Hier kann jeder Anteile erwerben und hat, unabhängig von deren Höhe, eine Stimme. Doch offenbar ist der persönliche Bezug als Mitarbeiter ein entscheidender Faktor beim Einstieg in ein Unternehmen. Zalbertus jedenfalls hat das Projekt Genossenschaft inzwischen wieder auf Eis gelegt: „Die Begeisterung anderer für dieses Projekt blieb aus. Vielleicht liegt es an der Mentalität im Ruhrgebiet oder auch an der Branche.“