Buchholz: „Die wesentlichen Prozesse sind abgeschlossen"
Das Jahr 2009, das erste Jahr als Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr, war für Bernd Buchholz „ausgesprochen hart“. Im W&V-Interview spricht er über Umstrukturierungen, iPhone-Apps und die Konkurrenz durch ARD und ZDF.
Das Jahr 2009, das erste Jahr als Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr, war für Bernd Buchholz „ausgesprochen hart“. Im W&V-Interview spricht er über Umstrukturierungen, iPhone-Apps und die Konkurrenz durch ARD und ZDF.
W&V: "Herr Buchholz, benutzen Sie ein iPhone?"
Buchholz: "Nein, ich nutze ein klassisches Blackberry, ich komme mit Tasten einfach besser klar als mit einem Touchscreen.
W&V: "Nutzen Sie Apps, die derzeit ja die Printlandschaft retten sollen?"
Buchholz: "Es gibt auf dem Blackberry eine ganze Menge guter Apps, auch von uns. Dass die berühmten Apps die Verlage retten, das glaube ich allerdings weniger. Aber es ist der Einstieg, dass der Kunde für Inhalte im Web auch bezahlt.
W&V: "Wann startet die Plattform, die Gruner + Jahr zusammen mit Bertelsmann plant?
Buchholz: "Ich kann mir vorstellen, dass wir im Herbst starten. Ich habe von vielen Verlagen, die wir angesprochen haben, positive Signale."
W&V: "Der Bauer-Verlag soll schon abgewinkt haben."
Buchholz: "Warten wir mal ab."
W&V: "Ihr Verlag hat kürzlich den gesamten Print-Etat des Autobauers Toyota an Land gezogen. Sind solche Deals, bei denen sich ein Verlag den Gesamtetat eines Markenartiklers sichert, die Zukunft?"
Buchholz: "Das ist jedenfalls neu. Das hat damit zu tun, dass Werbespendings von Kunden konzentriert werden, dass man bestimmte Konditionen erzielen will, die man nur bei Konzentration auf einzelne Medienhäuser erzielen kann. Es hat aber im Fall Toyota auch damit zu tun, dass man mit Gruner + Jahr einen Partner hat, der nicht unbedingt die besten Konditionen eingeräumt hat, aber aufgrund seines Portfolios die besten kommunikativen Möglichkeiten bietet.
W&V: "Es geht also nicht nur um Konditionen, wie unterlegene Mitbewerber so erzählen."
Buchholz: "Mein Kenntnisstand ist, dass unsere Konditionen nicht die besten waren."
W&V: "Werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass Verlage zunehmend Aufgaben der Media-Agenturen übernehmen und mit ausgefeilten Belegungsplänen um den Werbeetat pitchen?"
Buchholz: "Ich glaube nicht, dass wir uns daran gewöhnen werden müssen, dass Kunden ihre Gesamtpakete bei einem einzigen Verlagshaus platzieren wollen. Aber dass ein großer Kunde immer wieder nach neuen Werbemöglichkeiten sucht, das ist schon lange so. Dabei entstehen manchmal auch ganz neue Werbeformen in Print."
W&V: "Herr Buchholz, Sie sind seit gut einem Jahr Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr. Mathias Döpfner von Axel Springer hat kürzlich geäußert, 2009 sei für ihn beruflich das glücklichste Jahr gewesen. Wie war denn für Sie das vergangene Jahr?"
Buchholz: "Ich empfand die Zeit für die ganze Medienbranche als ausgesprochen hart, als ein Jahr einer wirklichen Wirtschaftskrise. In diesem Jahr musste man heftig gegensteuern, das war nicht immer leicht. Es war ein anstrengendes, aber auch ein erfolgreiches Jahr. Denn wir haben viel geschafft, viele Strukturen verändert, wir haben uns für die Zukunft neu aufgestellt. Wir haben viel mit Wachstumspotenzial auf die Reise gebracht, und wir haben viel für unsere neue Geschäftssäule Professional Publishing, dabei geht es um Business-Informationen für Unternehmen, vorgearbeitet. Dass es zu den glücklichsten meines Berufslebens gehört, möchte ich nicht behaupten."
W&V: "Welcher Umbau steht jetzt noch an?"
Buchholz: "Umbau ist nicht mit einem Stichtag zu Ende. Ich glaube aber, dass die wesentlichen Prozesse in Deutschland abgeschlossen sind."
Das vollständige Interview finden Sie in der aktuellen W&V (13/2010). Darin spricht der G+J-Chef ausführlich über das Thema Apps ("Stern", "FTD", Tagesschau), gibt detailliert Auskunft über die Wirkung der Umstrukturierungsmaßnahmen im Verlag und verrät, wie G+J in China Erfolg haben will.
(jok/hvr)