
CP-Branche stellt sich der digitalen Herausforderung
Der Kongress "Best of Corporate Publishing 2010" - alle Themen, alle Hintergründe und die neuen Personalien exklusiv bei W&V.
Wie können Verlage im digitalen Zeitalter überleben? Was die Verlagsbranche derzeit in Atem hält war auch zentrales Thema beim Kongress Best of Corporate Publishing 2010. Im Festsaal des Hamburger Grand Elysée Hotels begrüßte Tagesschau-Sprecherin und TV-Journalistin Judith Rakers rund 400 Gäste und Referenten zu der Veranstaltung, die der Branchenverband Forum Corporate Publishing (FCP) einmal jährlich durchführt. Am Abend werden im Rahmen des BCP-Award die besten Arbeiten des Vergangenen Jahres prämiert. Der am Vortag frisch gewählte FCP-Vorsitzende Andreas Siefke unterstrich bei seiner Begrüßung, dass der CP-Bereich, der in Deutschland und der Schweiz 2009 zusammen 4,4 Milliarden Euro gesetzt habe, mit 4,5 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr gut dastehe.
Unter dem Kongressmotto "Smart Content – all Media: Integration in Corporate Publishing“ nahm der Kongress die Zukunft des Publishing in den Blick. "Sie müssen sich auf Ihre Kernkompetenzen besinnen“, rief Gruner + Jahr-Vorstandsvorsitzender Bernd Buchholz der Branche zu. Diese Kompetenz bestehe im Verlagswesen in der journalistischen Kompetenz, News aufzubereiten, einzuordnen und ihre Relevanz aufzuzeigen. Entscheidend sei, dass man im digitalen Zeitalter die Hoheit über Inhalte, Pricing und Marketing und vor allem die Kundenbeziehung behalte, und nicht an Online-Plattformen wie den Apple-Store oder andere abgebe, so Buchholz. Er sieht gerade im CP-Bereich großes Potenzial und will in den nächsten Jahren den Umsatz der CP-Tochter Gruner + Jahr Corporate Editors verdoppeln.
Etwas kritischer als Buchholz sieht der dänische Zukunftsforscher Johan Peter Paludan vom Copenhagen Institut for Future Studies die Entwicklung für den Printbereich. Er beobachtet ein Auseinanderbrechen des Marktes in Luxus einerseits und Discount auf der anderen Seite. Wer sich in der Mitte bewege habe die wenigsten Chancen. "Printmagazine werden womöglich auf Dauer eher im Luxussegment angesiedelt“, sagt er, während digitale Medien den Discountbereich bedienten.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit Dieter Reichert, Censhare, Professor Marcus Schögel, Universität Sankt Gallen, sowie Torsten Schwarz, Absolit, drehte sich um die Frage, wie der CP-Bereich das Thema Social Media anpacken solle. Reichert sieht hier eine große Chance für CP-Dienstleister, die neben dem Publishing auch das Feld der Corporate Communications gewinnen könnten. Schwarz sieht da allerdings noch noch Nachholbedarf in der Branche, was er auch an der nur spärlichen Twitter-Aktivität aus dem Kongress festmacht. "Probieren Sie einfach aus“, forderte er die Anwesenden Dienstleister und Kunden auf. Schögel erinnerte daran, dass das Mehrwert und Kundennutzen dabei entscheidend seien. "Das iPad ist nur ein Gerät. Entscheidend ist, dass Inhalte und Angebote einen Mehrwert liefern“, erinnerte er.
Hintergründe zu Vorstandswahlen vom Vortag
Die Mitgliederversammlung des Forum Corporate Publishing hat am Vortag zum BCP-Kongress 2010 einen neuen Vorstand gewählt. Wie nicht anders erwartet wurde Andreas Siefke, Geschäftsführer von Hoffmann und Campe, neuer Vorstandsvorsitzender und tritt damit die Nachfolge des Gründers und langjährigen Vorstands Manfred Hasenbeck an.
Mit Ralf Ansorge, Geschäftsführer der Profilwerkstatt, sind zum ersten Mal auch die kleineren inhabergeführten CP-Dienstleister im Vorstand vertreten, die etwa vier Fünftel der FCP-Mitglieder stellen.
Siefke wurde fast einstimmig gewählt. Stefan Endrös, Journal International, hat gleich zu Beginn seine Kandidatur zurückgezogen. Begründung: Er habe vor allem die Diskussion über den zukünftigen Vorstand ankurbeln wollen.
Hasenbeck kümmerst sich nun um den Aufbau des Europäischen Dachverbands MFE, der noch im Juli gegründet werden soll, und der Corporate Publishing Akademie. Andreas Siefke nutzte die Gelegenheit, sein Programm für die kommenden Jahre vorzustellen. Der Printbereich wird nach wie vor die tragende Säule des Corporate Pulishing sein. Dennoch: "Wir müssen den Verband für das digitale Zeitalter rüsten“, sagt Siefke. Zentral sei eine Positionierungs-Erweiterung: "Schon jetzt bedient der Corporate Publishing Bereich alle Kanäle, dass muss auch im Markt wahrgenommen werden.
Eine weitere wichtige Aufgabe: Das Bildungsangebot stärken, zu allererst für Verbandsmitglieder aber auch für Außenstehende. Dabei hat er vor allem auch die kleineren inhabergeführten CP-Dienstleister im Blick. Siefke sieht hier vor allem Bedarf im Bereich Redaktionssysteme, juristischer Beratung, Pricing oder Umgang mit Einkaufsabteilungen.