
Cannes-Juror kritisiert Mercedes und Jung von Matt: "Bei Transparenz darf man keine Abstriche machen"
"Gute Kampagnen sind häufig umstritten." Dennoch hält Burson-Marsteller-Manager Karl-Heinz Heuser , das Vorgehen von Jung von Matt und Mercedes-Benz bei der "Tramp a Benz"-Aktion für "kritikwürdig".Der Mann muss es wissen: Er saß in der PR-Jury in Cannes.
"Transparenz ist elementar wichtig in unserer Branche. Da darf man keine Abstriche machen", erklärt Karl-Heinz Heuser, CEO von Burson-Marsteller und deutscher Vertreter der PR-Jury in Cannes. Der PR-Experte hält das bedeckte Vorgehen von Jung von Matt und Mercedes-Benz bei der "Tramp a Benz"-Aktion für "kritikwürdig": "Die Agentur hat nicht korrekt gehandelt. Man muss von vorne herein Ross und Reiter nennen." Wegen der mangelnden Transparenz hatte der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) gegen die Agentur und ihren Kunden eine scharfe Rüge ausgesprochen und deshalb gar die Rücknahme des goldenen Löwen gefordert.
Nicht nachvollziehen kann Heuser den Vorwurf des DRPR, dass die Jury in Cannes von der Agentur und dem Unternehmen nicht über das laufende Verfahren informiert wurde. "Meines Wissens sehen die Kriterien in Cannes nicht vor, dass eine Agentur oder ein Kunde mitteilen müssen, dass eine Beschwerde läuft. Da sollte man die Kirche im Dorf lassen", erklärt Heuser. Er versichert: "Mir war nicht bekannt, dass eine Beschwerde vorlag. In der Jury spielte das Thema auch deshalb keine Rolle, da es zu dem Zeitpunkt keine Rüge gab.“
Stattdessen war sich die große Mehrheit in der Jury einig, dass die "Tramp a Benz"-Arbeit einen goldenen Löwen verdient hat. "Gute Kampagnen sind häufig umstritten. Da geht man oft an Grenzen und das löst dann Diskussionen aus, ob man zu weit gegangen ist", erklärt Heuser. Dennoch: Der PR-Experte glaubt, dass die Kampagne nicht schlechter gelaufen wäre, wenn Jung von Matt und Mercedes-Benz offener damit umgegangen wären.
Ob die Agentur den Löwen behalten wird, vermag Heuser nicht zu sagen. "Das entscheidet das Cannes-Festival."