Carat trifft vor Gericht auf Wunschkind
Von dem Verfahren um Schadensersatz im Nachgang zur Affäre Ruzicka im weitesten Sinne auch tangiert: der neue Opel-Lobbyist Volker Hoff, der einst den Wunschkind-Vorgänger ZHP lenkte.
Wenn am morgigen Freitag um 9.30 Uhr am Landgericht Wiesbaden das Verfahren "Carat gegen Wunschkind“ eröffnet wird, ist auch ein neuerdings wieder sehr prominenter Branchenvertreter davon - zumindest im weiteren Sinne - betroffen. Volker Hoff, der neue "Regierungsbeauftragte" von Opel und seit 1991 CDU-Abgeordneter und Mitglied des hessischen Landtages, war einst geschäftsführender Gesellschafter bei der inszwischen insolventen Wiesbadener Agentur ZHP – heute Wunschkind. Dort war er für die Finanzen zuständig.
Über eben diese Agentur soll der ehemalige Chef der Mediaagentur Aegis Media, Alexander Ruzicka, rund zehn Millionen Euro "gewaschen" haben. Ruzicka ist inszwischen zu einer mehr als elfjährigen Haftstrafe verurteilt worden und arbeitet an einem Revisionsverfahren. Gegen Hoff wurde in der Affäre nie als Beschuldigter ermittelt. Inwieweit das morgige Zivilverfahren Carat gegen Wunschkind vom Insolvenzantrag des ZHP-Nachfolgers betroffen ist, bleibt abzuwarten.
Vor Gericht stehen Vertreter der Agentur Wunschkind, Rechtsnachfolgerin von ZHP. Die Aegis-Tochter Carat fordert von ihr nun 7,5 Millionen Euro Schadensersatz ein. Die Summe entspricht dem Betrag, den der frühere Aegis-Chef Ruzicka in mehreren Tranchen an ZHP transferiert haben soll. Das einstige Prinzip von ZHP alias Zoffel Hoff Partner: Die Geschäftsbeziehungen zu dieser kleinen Wiesbadener Werbeagentur wurden auf Betreiben Ruzickas intensiviert und intern die Anweisung gegeben, ZHP bei der Freispotvergabe mit einem Verhältnis von 80 zu 20 zu bevorzugen. Schließlich sei ZHP ein wichtiger Partner, um neue renommierte Kunden zu gewinnen, so die interne Anweisung von einst. ZHP hat die Freispots dann bei ihren Kunden "kapitalisiert", das heißt an sie verkauft. Im Gegenzug reichte ZHP die Freispot-Gutschriften bis auf mutmaßlich zwei von neun Millionen Euro wiederum an Ruzickas Drittfirmen durch.