Es gibt immer wieder Menschen, die Netzwerken mit Akquise verwechseln. Das ist schade. Für mich bedeutet Netzwerken immer auch ein intensives Auseinandersetzen mit meinem Gegenüber – und das ist sicher nicht die anonyme Massenmail über Xing oder andere Netzwerke. Damit gehe ich aber entspannt um und nehme solche einfach Kontaktanfragen nicht an. Zum Glück sind es aber nicht allzu viele.

Andersherum: Was haben Ihnen die viele Bekanntschaften Gutes beschert?

Sowohl geschäftlich als auch privat bisher ein wundervolles, anregendes und intensives Leben. Mein Job bei der Serviceplan Gruppe als Leiterin der Unternehmenskommunikation macht mir unheimlich viel Freude, da ich mit so vielen interessanten und tollen Menschen und Themen zu tun habe und das hat bei mir auch großen Einfluss auf mein Privatleben. Viele Jobkontakte – auch von früher – sind zu echten Freunden geworden. Ein schönes Gefühl! Es ist natürlich dennoch wichtig, Job und Privates zu trennen, aber es erleichtert zumindest einen ersten Kontakt. Um es vielleicht an einigen Beispielen konkret zu machen: Meinen zweiten Job als Jugendschutzbeauftrage bei Premiere habe ich einem Freund zu verdanken, der mir hier das Vorstellungsgespräch vermittelt hat, einen tollen PR-Kunden habe ich einmal durch den Marketingclub München gewonnen und für meinen jetzigen Job wurde ich über eine Freundin und ehemalige Kollegin empfohlen. Eine Bewerbung habe ich nur zwei Mal in meinem Leben geschrieben. Meinem Frauennetzwerk verdanke ich ebenfalls sehr viel: Dort bin ich schon oft fündig geworden bei meiner Suche – ob es sich um eine neue Location, einen Fotografen, einen Übersetzer oder einen Vortragsredner handelt – hier sind so viele erfahrene und kompetente Kommunikationsexpertinnen, die immer einen Tipp haben. Und darüber hinaus lerne ich beim Gute-Leute-Mittagstisch, einer exklusive Plattform, die ich mit Monika Scheddin gemeinsam organisiere, tolle Persönlichkeiten kennen. Von Prof. Dietrich Grönemeyer über DJ Jondal bis Werner Tiki Küstenmacher sind hier immer wunderbare Menschen dabei.

Was meinen Sie: Hätten Sie in Sachen Karriere noch mehr erreicht, wenn Sie Schreibtisch geblieben und gearbeitet hätten?

Im Gegenteil. Ich wäre heute nicht da, wo ich bin, wenn ich das Netzwerken nicht so konsequent umgesetzt hätte. Selbstverständlich ist auch die Arbeit am Schreibtisch wichtig, aber das gewisse Mehr und die neuen Wege habe ich durch das Netzwerken erreicht.

Kann man Netzwerken lernen? Und was muss man bei der Kontaktpflege mit Frauen im Vergleich zu Männern beachten?

Netzwerken kann man sicher auch lernen und ganz strategisch angehen. Welche Netzwerke sind für mich sinnvoll? Wo sollte ich mich wie engagieren? Wie viel Zeit möchte und kann ich für das Netzwerken investieren?Welche Menschen und Unternehmen möchte ich kennenlernen – und ganz wichtig: Wie halte und pflege ich den Kontakt? Es gehört aber sicher auch sehr viel Energie und Engagement dazu – und die Freude daran. Das kann man sicher nur in Maßen lernen…Zu der zweiten Frage: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer ganz natürlich Netzwerken. Frauen sehen oftmals (noch) nicht den professionellen Sinn im Netzwerken. Hier versuche ich beispielsweise mit meinen Frauennetzwerk zu zeigen, wie man mit Netzwerken Spaß und Berufliches verbinden kann.

Mit welchen Sätzen eröffnen Sie ein formelles Kennenlern-Gespräch?

Wenn möglich, schaue ich mir vorher an, auf welcher Art von Veranstaltung ich bin, welche Themen dort relevant sind und wer dabei ist. Dann sind Gesprächseröffnungen einfach – denn es gibt ein gemeinsames Interesse oder Thema. Einfacher macht es die Sache, wenn man durch einen Dritten vorgestellt wird. Oder wenn das alles nicht der Fall ist, gibt es doch genügend Smalltalkthemen von Wetter bis zur Olympiade, die einen Einstieg leicht machen.

Wie lange soll ein Small Talk auf einer Geschäftsparty Ihrer Erfahrung nach dauern? Wo verläuft der schmale Grat, unhöflich abrupt zu wirken, und den Gesprächspartner übermäßig aufzuhalten?

Da gibt es meiner Meinung nach keine Beschränkung – wenn sich beide Gesprächspartner anregend unterhalten darf das ruhig auch den ganzen Abend dauern. Sich dann mit einem netten „Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen“ zu verabschieden gehört dann aber zum guten Ton dazu. Und die Visitenkarte nicht vergessen!


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.