
Bundesliga:
Corporate Design im Fußball: Das Top-Trio der Bundesliga
Fortsetzung unserer Corporate-Design-Serie: Norbert Möller, Kreativdirektor der Peter Schmidt Group, kürt Hannover 96, Werder Bremen und den 1. FC Nürnberg zu den Vorbildern der Fußball-Bundesliga.
Fortsetzung unserer Corporate-Design-Serie (bisher ging es um das Duell Bayern gegen BVB, die Werksclubs und die beiden schwächsten Corporate-Design-Auftritte): In seinem dritten Beitrag kürt W&V Online-Gastautor Norbert Möller, Kreativdirektor der Peter Schmidt Group, die besten Drei.
In Teil drei unserer Corporate-Design-Kritik der deutschen Bundesliga-Clubs kommen wir zu jenen Vereinen, die meiner Meinung nach die Corporate-Design-Grundsätze im Oberhaus des deutschen Fußballs vergleichsweise am besten umsetzen: Hannover 96, Werder Bremen und der 1. FC Nürnberg.
Die Logos: 96, W und 1. FCN
Die Qualität des Logos von Hannover 96 liegt nicht in seiner Ästhetik begründet, sondern in seiner Prägnanz: Als eine Art Yin-und-Yang-Zeichen ist es unverwechselbar, unter Corporate-Design-Aspekten das erste große Plus. Das zweite: Der Club heißt so, wie es das Logo ausweist: „96“ – und weil das so einzigartig ist, lässt sich der (in der Regel durchaus wünschenswerte) lokale Bezug vernachlässigen.
Im letzten Punkt gibt es gewisse inhaltliche Überschneidungen zum Logo des 1. FC Nürnberg, dessen augenfälliges Attribut Schlichtheit ist. Wenngleich die Abstände zwischen den Buchstaben ein wenig idealer proportioniert sein könnten; das ist – rein grafisch betrachtet – eine Unzulänglichkeit, die aber nicht wesentlich ins Gewicht fällt. Auch hier fehlt ein möglicher regionaler Bezug (etwa klassisch: die Nürnberger Burg), wobei man durch einen solchen Einsatz die Komplexität des Logos (unnötig) erhöhen würde – und das wäre hier wohl eher zum Nach- als zum Vorteil.
Das aktuelle Logo von Werder Bremen verhält sich konsequent – nicht zuletzt steht es auch in der Tradition der in der Vergangenheit genutzten Embleme. Das Signet, ein geschwungenes „W“, wurde über die Jahre modernisiert, blieb aber im Kern erhalten und damit wiedererkennbar. Die Raute drum herum gibt dem Ganzen Halt. Das Logo wirkt so, wie man Werder gemeinhin wahrnimmt: unaufgeregt, dabei gleichfalls selbstbewusst.
Fazit: Alle drei Logos nutzen die gleiche Grundaufstellung – simpler, dualer Farbcode gepaart mit merkfähiger Typografie. Ein knappes Rennen, beim dem 96 und Werder gleichauf liegen, Nürnberg knapp dahinter.
Die Trikot: Farbcodes, die sich unmissverständlich wiederfinden
Bei Hannover 96 findet sich der Farbcode des Logos (Weiß, Grün, Schwarz) in den Trikotvarianten (Rot, Grün, Schwarz) in einem Fall nicht wieder: Doch dieses rote Heimtrikot ist das traditionelle Outfit der Elf, die deswegen bis heute auch „Die Roten“ genannt wird. Unter Corporate-Design-Aspekten stellt dies einen Bruch (mit dem qua Logo eingeführten Farbcode) dar. Aber: 96 entscheidet, dass Tradition hier vorgeht.
Auch wenn bei den Trikots des 1. FC Nürnberg der Weinrot-Farbton von dem des Vereins-Emblems abweicht, findet sich der Farbcode des Logos (Weinrot/Weiß) auch in Jerseys des „Clubs“ wieder. Das ist in beiden Varianten absolut schnörkellos, sieht in seiner Schlichtheit einfach gut aus und ist unter Corporate-Design-Gesichtspunkten ebenfalls nicht anders als „top“ zu bezeichnen.
Werder Bremen steht Hannover und Nürnberg in Sachen ideale Trikotgestaltung im Prinzip in nichts nach – wenngleich das schwarze Auswärtstrikot die Geradlinigkeit in Sachen Corporate Design ein wenig durchbricht. Immerhin: Das schwarze Outfit ist nicht nur schick, sondern bringt auch das Club-Logo (und den Sponsor auf der Brust) besser zur Geltung
Fazit: Nürnberg ist in dieser Disziplin Spitzenreiter. Werder gönnt sich mit dem schwarzen Shirt einen stylischen Ausritt, der unter CD-Gesichtspunkten die ansonsten optimale Ausrichtung ein wenig mindert. Damit liegt Werder hier gleichauf mit Hannover, das der Tradition den Vorrang vor gestrenger CD-Auslegung gibt.
Website: Durchaus mit Schwächen in der Navigation
Auf der Internetseite von Hannover 96 ist der Farbcode durchgehalten, deutliche Schwächen zeigen sich in der Navigation mit konkurrierenden Elementen oben und links. Zu diskutieren wäre auch der durch (zu zahlreiche) Kästen doch sehr statische Charakter der Site. Soziale Netzwerke (hier: Twitter und Facebook) könnten – bei dem Status, den sie in der Fancommunity heute genießen – ruhig weiter oben platziert sein.
Die Homepage des 1. FC Nürnberg hingegen wirkt ein wenig gesichtslos, auch wenn sie ihre Herkunft nicht leugnet und in den Vereinsfarben gehalten ist. Von der Anmutung her beschleicht einen hier das Gefühl, bei einem Hosting-Service gelandet zu sein. Die auf den ersten Blick lässig souveräne Ausklapp-Navigation links entpuppt sich als umständlich.
Auch auf der Werder-Website werden die Farben durchgehalten, hier kommt noch ein bisschen Orange hinzu, was als Komplementärton zum Grün durchaus stimmig ist. Allerdings ist die Schriftgröße der verwendeten Typo für Menschen ohne Adleraugen stellenweise nicht mehr zu entziffern. Insgesamt liefert Werders Web-Auftritt aber einen guten und reichhaltigen Überblick auf der Startseite.
Fazit: Obwohl alle drei Clubs auch im Internet nach Corporate-Design-Vorgaben vieles richtig machen, liegen Werder und Hannover hier vorn. Der „Club“ hat – wie im richtigen aktuellen Bundesliga-Leben – derzeit noch ein bisschen Luft nach oben.