Döpfner geißelt Verlage, Journalisten und Google
In einem Interview wettert Springer-Boss Mathias Döpfner gegen "spätideologisch verirrte Web-Kommunisten" und kritisiert auch die eigene Zunft.
Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, hat die Verlagsbranche für ihren Umgang mit journalistischen Inhalten scharf kritisiert. In einem Interview mit der Zeitschrift "Manager Magazin" sagt der 46-Jährige, in den Print-Häusern werde "vielerorts an der falschen Stelle gespart: am Inhalt“. Wer der Krise „mit ein bisschen weniger oder schlechterem Journalismus“ zu begegnen
versuche, sei aber „auf dem Holzweg“, so Döpfner. Es sei keine Antwort auf die Herausforderungen, „wenn man Selbstmord
begeht aus Angst vor dem Tod“. Vielen Verlegern fehlt laut Döpfner der Zugang zu den eigenen Autoren: „Manche haben zu wenig Sinn für Journalisten und für die Skurrilitäten dieses Metiers, das sie nicht lieben, sondern das ihnen insgeheim fremd bleibt.“
Gleichzeitig kritisiert Döpfner auch die Journalisten selbst, denen es an Leidenschaft und Berufsstolz mangele: „Ich glaube, dass der Journalismus nicht mehr so gründlich, so gut und so selbstbewusst ist, wie er sein müsste, um die Menschen zu begeistern.“ Der Springer-Chef bekräftigt in dem Interview seine Position zum Thema Bezahlinhalte im Internet. Gratisinhalte im Web seien „abstruse Fantasien von spätideologisch verirrten Web-Kommunisten“. Dass journalistische Angebote im Netz fast ausschließlich kostenlos zu haben sind, hält Döpfner für "Unsinn", den "leider mehr als ein Jahrzehnt alle Verlage der Welt betrieben" haben. "Wir waren nicht groß genug, um diesen Wahnsinn allein zu stoppen."
Mit scharfen Worten erneuerte der Springer-Chef zudem seine Forderung, an den Einnahmen beteiligt zu werden, die die Suchmaschine Google mit der Vermarktung von journalistischen Beiträgen erzielt. Gegen die Marktmacht der Kalifornier nehme "sich Rockefeller wie ein harmloser Kioskbesitzer“ aus. so Döpfner. Aber „es kann nicht sein, dass die dummen Old-Economy-Guys für viel Geld wertvolle Inhalte erstellen und die smarten New-Technology-Guys sie einfach stehlen und bei ihren Werbekunden vermarkten."