
BDZV Trendstudie:
Das sind die drei Trends der Zeitungsverleger 2017
Die Zeitungen entdecken ihr Kerngeschäft wieder und treiben die Social Distribution voran.

Foto: BDZV
Für die übergroße Mehrheit der Verlage (70 Prozent) ist die Entwicklung neuer journalistischer Produkte das wichtigste Thema des Jahres. Bei den großen Verlagen stellen sogar 81 Prozent neue, vor allem digitale Produkte in den Fokus ihrer Aktivitäten für 2017. Das geht aus der Trendumfrage hervor, die der Zeitungsverlegerverband BDZV zusammen mit der Unternehmensberatung Schickler zum dritten Mal veröffentlicht. 90 Verlage, die für knapp die Hälfte der Zeitungsauflage in Deutschland stehen, haben die Fragen beantwortet.
"Die Branche ist unterwegs und besinnt sich auf ihre Kreativität", sagt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Nach Jahren, die vor allem dem Sparen und Konzentrieren der Redaktionen gewidmet waren, sowie der Diversifikation (die weiter eine Rolle spielt) ist das ein Signal, dass die Verlage den digitalen Wandel angenommen haben und sich auf die Entwicklung des Kerngeschäfts Journalismus konzentrieren wollen.
Dabei spielen drei Subtrends eine große Rolle – Social Distribution, Big Data und eine am digitalen ausgerichtete Organisation. 93 Prozent der Verlage planen, die Distribution der Verlagsinhalte über soziale Medien weiter auszubauen, die Hälfte erstellt bereits eigene Inhalte für soziale Medien. Die Angst vor dem ehemaligen Frenemie Facebook ist offenbar der Einsicht gewichen, dass die Chancen größer als die Risiken sind.
Neben Facebook, Youtube und Twitter habe vor allem Whatsapp als Zielgruppenkanal eine "hohe strategische Relevanz", sagt Alexander Kahlmann, Partner bei Schickler. Live-Video auf Facebook ist für mehr als die Hälfte strategisch relevant. Als Benchmark gilt hier die "New York Times", die 2016 auf Facebook Live 100 Mio. Views erzielte.
Den Nachholbedarf, den Verlage bei der professionellen Nutzung der im Verlag vorhandenen Daten haben, möchten sie offenbar angehen: 58 Prozent wollen Datenerkenntnisse für die Produktentwicklung und personalisierten Content, aber auch in der Vermarktung einsetzen. Oft fehlt es dabei aber noch an spezialisiertem Personal: 70 Prozent planen deswegen die Besetzung rein digitaler Stellen, wie dem Chief Digital Officer, Data Scientist oder Social Media Redakteur.
Die Trennung zwischen Print und Digitalredaktionen ist in den meisten Häusern inzwischen aufgehoben (66 Prozent), weitere 21 planen die Zusammenführung. Die Trennung der Kanäle spielt auch in der Vermarktung immer weniger eine Rolle.
Das klassische Geschäft bleibt weiter unter Druck: Die Verlage rechnen mit einem weiteren Rückgang der Printauflagen (-2,6 Prozent) und der Werbeumsätze in ihren gedruckten Ausgaben (-1,4 Prozent). Das E-Paper-Geschäft (plus 10,9 Prozent) und die digitalen Werbeerlöse (plus 7,4 Prozent) entwickeln sich von geringerem Niveau aus positiv, dürften aber in den meisten Fällen kaum ausreichen, um das rückläufige Printgeschäft aufzufangen.