
ADC 2015:
Der ADC-Kongress ist besser geworden
So viel Substanz und so wenig Kreativzirkus war auf einem ADC-Kongress selten. Zum Glück. W&V-Redakteurin Brigitte Bauer über eine der spannendsten Konferenzen des Jahres.
Warum sollten Kreative den ADC-Kongress besuchen? Nicht nur, um sich von Fallbeispielen berieseln zu lassen, sondern auch, um nützliche Tipps mit nach Hause zu nehmen. Und von diesen hatte Mark Woerde ein paar auf Lager. Der Gründer von LEMZ und Letsheal.org stellte zunächst seine 3-D-Animation "Sweetie" in den Mittelpunkt. Mit der Figur hatte er auf Webcam-Sextourismus aufmerksam gemacht.
Woerde präsentierte jedoch nicht nur seinen Case, sondern hatte auch eine Botschaft an die Kreativ-Branche. Er erklärte, wie man das kreative Feuer aufrechterhält. Er suche sich jeden Tag ein Thema oder Problem in der Zeitung und versuche dieses in zehn Minuten zu lösen, so Woerde. Zudem riet er vor allem den Nachwuchskreativen, lieber klein anzufangen und sich nicht zu viel aufzuhalsen. Sonst sei das Risiko höher, dass man sich überfordere. Die Kreativen sollten auf ihre Gabe vertrauen. "Ihr werdet immer neue Ideen haben", so Woerde.
Das diesjährige Thema des ADC-Kongresses lautet "Creating the Digital Hype". Der Kongress ist gut besucht und die Themen hochkarätig. Ob Autobauer, Verlagshäuser oder FMCG - sie alle wollen den Digital Hype. Oder besser den Viral, der Abrufe generiert und die Massen auf ihr Produkt aufmerksam macht. Philipp Schröder, Country Director Germany and Austria bei Tesla Motors, erklärte, warum Tesla auf den sogenannten "Tesla-Moment", also das Erlebnis der Kunden bei ihrer ersten Autofahrt setzt - ohne große Werbeausgaben, ohne Anzeigen oder TV-Filme. Die Marke sei so eindrucksvoll, dass die Mundpropaganda sie bekannt mache. Als kleine Anekdote erzählte Schröder, dass er vor zwei Jahren noch mit der Klebstoff-Marke Tesa verwechselt wurde. Neben den verschiedenen Vorträgen fanden auch lebhafte Diskussionen rund um den Digital Hype statt.
Was auffällt, wenn man in die Runde fragt: "Das ADC-Festival gibt sich natürlicher", findet Tim Brettschneider, ehemals Jung von Matt und heute Selbstständiger. Früher sei die ADC-Veranstaltung reine Show gewesen, jetzt komme der Besucher wegen der "guten Sprecher". Auch in den Jury-Sitzungen merkt man diese Tendenz. In der Kategorie Print hätten "sehr anregende Diskussionen auf hohem Niveau" stattgefunden und die Juroren zeigten eine "positive Grundhaltung den Arbeiten gegenüber", so Alex Römer, Geschäftsführer von Römer Wildberger und ADC-Juror.
Eindrücke vom ADC-Kongress im Schmidts Tivoli: