Erstaunlich ist, wie schnell diese Aktion zu ersten erste Rissen im Gemäuer der vermeintlich soliden Bastion Stiftung Warentest geführt hat. Das Medienecho zum Urteil ist überwältigend – wann hat zuletzt eine Tafel Schokolade die Titelseite der "Bild"-Zeitung geziert? Zugleich muss die Lust, mit der Kommentatoren (übrigens nicht nur in Zeitungen, sondern auch online) die Aberkennung der Unfehlbarkeit der Warentester feiern, den Verantwortlichen Sorgen machen. Denn die Stiftung Warentest hat längst kein Monopol mehr. Es klingt fast banal, aber heute ist jeder Verbraucher potenziell ein Tester, über Social Media und über Bewertungsportale erfahren Verbraucher auch viel über Produkte.

Was aber macht die Stiftung Warentest? Sie geht in die Berufung und beharrt darauf, dass ihre Testmethoden angemessen seien. Das könnte sich als Fehler erweisen – spätestens dann, wenn ein Berufungsgericht die Auffassung der Münchner Richter bestätigen sollte. Es ist gesund, wenn eine Institution Fehler erkennt und diese transparent aufarbeitet. Die Stiftung Warentest sollte erkennen, dass sich die Chance für einen Dialog mit den Konsumgüterherstellern eröffnen könnte. Denn eines hat die Geschichte der Institutionen gezeigt: Auch Unfehlbarkeit ist vergänglich.

* W&V-Gastautor Wigan Salazar ist CEO der PR-Beratung MSL Germany. Er berät Marken und Unternehmen in Reputationsfragen.