Ein attraktives Äußeres von Produkten und Ökologie – von manchen wird das noch als Widerspruch empfunden.

Aus meiner Sicht ist dieses Denken überholt. Gutes Ökodesign ist genau genommen unsichtbar. Was ein Produkt kann, muss nicht extrovertiert herausgestellt werden. Nicht alles, was aus Holz gefertigt wurde, ist automatisch in der Ökobilanz besser. Design muss auch in der Ästhetik nachhaltig sein und sollte auch in fünf Jahren noch gefallen. Ein gutes Beispiel ist die Tizio-Lampe, die Richard Sapper schon vor 40 Jahren entworfen hat und die immer noch eine Designikone darstellt.

Kultmarken etwa im Smartphone-Bereich, die ja oft als Designpioniere gelten, sind im ökologischen Sinne manchmal ja nicht gerade Musterschüler. 

Bei Elektronikprodukten ist dies schwer einzuschätzen, da die Herstellungsketten häufig nicht nachvollziehbar sind und somit eine Ökobilanz schwierig aufzustellen ist. Eines aber dürfte klar sein: Ein elektronisches Produkt sollte über einen auswechselbaren Akku verfügen. Auch wiederverwendbare Adapter zum Aufladen, die sich für mehrere Geräte im Haushalt eignen, sind ein Schritt in die richtige Richtung – ebenso ein modularer Aufbau, also Geräte, die Stück für Stück ergänzt werden können.

Ökodesign hin oder her – am Ende entscheidet ja der Käufer, ob er ein solches Produkt haben will. Sind die Verbraucher in Deutschland schon bewusst genug?

Einer europäischen Studie zufolge erfolgen gut 60 Prozent der Käufe spontan. Das Internet erleichtert das, man kann schließlich bei Nichtgefallen zurückschicken. Solche Spontankäufe sind aus dem Blickwinkel des Ökodesigns schwierig, denn der Transportaufwand vervielfacht sich. Was glauben sie, wie viele Kilometer ein Zalando-Pullover auf diese Weise zurücklegt? Ich bin jedoch überzeugt, dass sich die Art und Weise des Konsumierens schon in den kommenden fünf Jahren ändern wird, ebenso wie die Art des Verkaufens. Wir müssen anders, müssen nachhaltiger produzieren – das ist eines der großen Themen der Zukunft.

Und die Designer selbst?

Die neue Designer-Generation ist in Sachen Ökodesign schon sehr viel bewusster. Für die Studenten heutzutage spielt nicht nur die äußere Gestaltung eine Rolle, sondern auch der Gebrauchswert eines Produkts. Fragen, die vor zehn Jahren so oft noch nicht gestellt wurden. Das Internet hat dem Bewusstsein für ökologisch gutes Design einen Schub gegeben: Man ist inzwischen viel stärker international vernetzt, kann sich rasch über neueste Technologien und Material austauschen, zum Beispiel über Blogs und Peer-to-peer-Präsentationen. Das eigene Designer-Know-how ist somit international teilbar. Dass der Stellenwert des Ökodesigns wächst, spüren wir an der wachsenden Zahl der Einreichungen zum Bundespreis Ecodesign, Markenfirmen haben diesen Wettbewerb ebenfalls auf dem Radar. Es ist ja der erste Preis in der Bundesrepublik überhaupt, der Ökologie und Design zusammenfasst.

Wo steht Deutschland beim Ökodesign aus Ihrer Sicht international?

Im Gespräch mit ausländischen Auftraggebern spüre ich, dass uns eine hohe Kompetenz zugeschrieben wird, da wir in Sachen Umweltschutz und Ökologie führend sind. Ausgefeilte Technologien, hohe Fertigungstiefen, ein sehr gebrauchsorientiertes Design – das schätzt man bei deutschen Produkten, und da liegen wir weltweit vorn. Übrigens sind unsere Ingenieure oft die besten Ökodesigner: Sie helfen, Material, Geld und Energie zu sparen und machen die Produkte somit umweltfreundlicher.