Die WM-Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft richtet sich noch nicht gegen bestimmte Personen. Zumindest als Zeugen sollten alle an der WM-Vergabe beteiligten Exekutivkomitee-Mitglieder infrage kommen. Zu diesen gehört auch Franz Beckenbauer.

3. Die Rolle von Joseph Blatter:

Fifa-Präsident Joseph Blatter gehört nicht zu den Beschuldigten. Gegen ihn wird nicht ermittelt. Damit gleichen die Fälle allen anderen Skandalen unter der Regentschaft des Fifa-Chefs. Und wieder stellt sich der Schweizer auch als Opfer da. "Die Fifa ist die Geschädigte", lautete am Mittwoch das offizielle Statement. Unbeirrt will sich Blatter am Freitag zur Wahl stellen und eine fünfte Amtszeit antreten.

Im Aussitzen von Skandalen ist er ein Weltmeister. Dennoch bleibt wieder die Frage, warum der 79-Jährige offensichtlich schwerwiegende kriminelle Vergehen in seiner Organisation nicht registrierte oder - wie in jedem anderen Weltunternehmen - dafür geradesteht.

4. Die Konsequenzen:

Der Ruf nach einer grundlegenden Erneuerung des Weltverbandes wird wieder laut erschallen. Aber: Der Kongress findet statt. Die Präsidentschaftswahl findet statt. Die Fifa will ihr Programm einfach durchziehen. Sogar die mit Spannung erwartete Verteilung der WM-Startplätze für 2018 und 2022 am Samstag durch das neue Exekutivkomitee soll wie geplant vorgenommen werden, obwohl in Webb und Figueredo zwei Konföderationspräsidenten entweder fehlen werden oder deren Ruf zumindest massiv beschädigt ist. Die Frage ist, ob sich innerhalb des Weltverbandes nun eine Opposition bilden kann, die an Blatters Thron wirklich rütteln kann und vor allem will.

5. Die Sponsoren:

Die fünf Top-Sponsoren ("Partner") der Fifa sind Adidas, Coca-Cola, Gazprom, Hyundai und Visa. Coca-Cola und Visa haben sich kürzlich wegen der Arbeitsbedingungen am WM-Standort Katar "besorgt" gezeigt. Mehr als eine rhetorische Pflichtübung ist das nicht. Auch diesmal werden sie Blatter nicht in Frage stellen, sofern er sich nur einigermaßen geschickt aus der Affäre zieht. Die Branche hat sich längst an sein schlechtes Image gewöhnt. 

(dpa/fz)