- Verdichtung: Immer mehr Internetnutzer wenden sich leistungsstarken digitalen Plattformen zu. Beispiel: Der Anteil der Suchmaschine Google an Erträgen aus Onlinewerbeaktivitäten stieg von 22 Prozent im Jahr 2005 auf heute 42 Prozent.

- Online-Community: Die Dynamik sozialer Netzwerke - auch im Hinblick auf die Auswahl digitaler Inhalte - ist immens. Beispiel: Die Zahl der aktiven Facebook-Nutzer stieg in den vergangenen sieben Jahren um das 167fache an, von sechs Millionen im Jahr 2005 auf eine Milliarde im Jahr 2012.

- Engagement: Internet-Nutzer und Communities greifen Themen auf, können auf sie Einfluss nehmen ("like") und sie zum Erfolg führen. Beispiel: Kickstarter, eine Internetplattform zur Projektfinanzierung mittels einer Vielzahl von Spendern, wuchs in den vergangenen zwei Jahren um das Zwölffache - von 28 Millionen auf 330 Millionen Nutzer.

Den Beratern zufolge werden sich die Medien mit Blick auf die aufgezeigten Trends auf ganz unterschiedliche Weise entwickeln:

- Der Musikmarkt stabilisiert sich; weltweit wird heute bereits gut ein Drittel der Musik aus dem Internet heruntergeladen oder gestreamt. Bain erwartet, dass im Jahr 2012 erstmalig die digitalen Musikverkäufe die Verkäufe von herkömmlichen CDs übersteigen werden. Die Rolle von sozialen Netzwerken bei Musikempfehlungen nimmt zu.

- Der Tablet-Computer revolutioniert das Fernsehen und verändert die Art und Weise, mit der Filme und Videos angeschaut werden. Sie leiten das Zeitalter des "Social TV" ein. Laut Bain-Studie nutzt bereits ein Drittel aller US-Internetnutzer einen Tablet-Computer zum Anschauen von Filmen. In Brasilien, China und in Großbritannien sind es sogar schon 40 Prozent. Die Hälfte derer, die einen Tablet-Computer besitzt, hat dem klassischen Fernsehen den Rücken gekehrt. Mehr als die Hälfte der Tablet-Nutzer in den USA, Deutschland und Frankreich ist an modernen, interaktiven Fernsehformaten wie Sendungen mit Meinungsabgabe, Abstimmungen oder Quiz-Fragen interessiert. Die Mehrheit der Verbraucher in den USA und Großbritannien gibt zudem an, mit Werbung bei neuen originellen TV-Programmen einverstanden zu sein.

- eBooks mischen die Buchmärkte zunehmend auf; eBook-Clubs haben speziell in den Schwellenländern (BRIC: Brasilien, Russland, Indien, China) großes Potenzial. 70 Prozent der Verbraucher geben dort an, dass sie an einer jährlichen Subskription interessiert wären, wenn der eBook-Preis dann um zehn bis 20 Prozent niedriger läge. In Frankreich und Deutschland sind nur 50 Prozent der Nutzer an eBook-Clubs interessiert, in den USA und Großbritannien sogar nur 30 Prozent.

- Videospiele erobern das Smartphone. Gespielt wird aktuell noch zu 43 Prozent auf Computern, zu 34 Prozent auf Spielkonsolen und zu elf Prozent auf Smartphones. 38 Prozent aller Smartphone-Besitzer nutzen dieses Gerät auch bereits für Videospiele.

"Unsere Studie zeigt, dass das Feld auch in Zukunft äußerst turbulent bleibt und noch weit vom Stadium einer reifen Branche entfernt ist", sagt Matthias Budde, Partner bei Bain & Company und Leiter der deutsch/Schweizer Technologie-, Medien- und Telekommunikations-Praxisgruppe. "Wir können in der Content-Industrie in Zukunft weiterhin mit enormen Neuerungen rechnen." Budde weiter: "Digitale Plattformen erhöhen nicht nur die Content-Tiefe sondern schaffen auch Interesse an Neuem." Für die Content-Industrie sei der gegenwärtige Appetit der Verbraucher auf digitale Medien einerseits eine gewaltige Herausforderung. "Andererseits bietet er auch große Chancen sowohl für traditionelle Medienunternehmen als auch für Anbieter digitaler Plattformen, wenn sie es schaffen, für den Verbraucher Ordnung in das digitale Informations-Chaos zu bringen", meint Budde abschließend. Die Bain Medien-Studie "Creating Value in the Digital Age" kann in englischer Sprache unter bain.de heruntergeladen werden.

Vor allem mit der Bedeutung des neuen Nutzungsverhaltens für das Fernsehen hat sich erst kürzlich die Unternehmensberatung Booz & Company auseinandergesetzt. Sie rät TV-Anbietern zum raschen Umdenken bei der Produktion von Inhalten...


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.