
DuMont-Chefs keilen gegen Konstantin
Konstantin Neven DuMont hat das Fass zum Überlaufen gebracht: Nach einer Welle von Interviews kontern die Chefredakteure des Konzerns jetzt mit einer scharfen Erklärung.
Nach wochenlangem Schweigen melden sich in der Affäre um Konstantin Neven DuMont die Chefredakteure des Verlags M. DuMont Schauberg zu Wort. "Seit sechs Wochen werden wir beinahe täglich mit Interviews und Statements von Konstantin Neven DuMont konfrontiert", schreiben sie in einer Mitteilung, die zudem morgen in den DuMont-Zeitungen erscheinen wird. "Sämtliche Behauptungen" des beurlaubten Vorstands in anderen Medien "widersprechen der Wirklichkeit, die wir täglich erleben und setzen unser gemeinsames Haus herab sowie alle, die es repräsentieren und dafür arbeiten", betonen die Chefredakteure. Das sei Anlass für ihre Erklärung.
"Wir, die Chefredakteure der MDS-Zeitungen, stehen zu den Beschlüssen des Aufsichtsrates, Konstantin Neven DuMont aus seinen Ämtern abzuberufen, beziehungsweise zu beurlauben", heißt es weiter. "Aus Respekt gegenüber der Person und aus Loyalität gegenüber dem Unternehmen und seinen Gesellschaftern" hätten sie bisher öffentlich keine Stellung genommen. "Allerdings ist Loyalität aus unserer Sicht eine Verpflichtung auf Gegenseitigkeit. Auch wir vertreten dieses Haus nach außen. Wir haben erwartet und erwarten daher, dass Konstantin Neven DuMont seinen Teil der Verpflichtung anerkennt und wahrnimmt. Zu den selbstverständlichsten Regeln gehört, der publizistischen Konkurrenz kein Material zu liefern, das im Wettbewerb gegen uns verwendet wird und Personalangelegenheiten intern und vertraulich zu behandeln."
Über andere Medien, vor allem "Bild Köln", breite der Verlegersohn Interna des Medienhauses ebenso wie Familien-Angelegenheiten öffentlich aus, kritisieren die zehn Zeitungschefs. "Im 'Spiegel' müssen wir lesen, Konstantin Neven DuMont finde den Verlag zunehmend unsympathisch. In 'Bild Köln' hieß es, die Qualität der von uns geführten Zeitungen habe sich seit seiner Beurlaubung vom Vorstandsamt dramatisch verschlechtert. An anderer Stelle behauptet er, jeder mache bei MDS, was er wolle, der Wert des Unternehmens sinke. Es gebe ein Führungsvakuum, und die Mitarbeiter stünden unentschlossen zwischen ihm und seinem Vater", führen die Chefredakteure aus.
"Aus dem Kreis aller Mitarbeiter der Mediengruppe erreichen uns irritierte und besorgte Fragen." Umso wichtiger sei es, dass die tägliche Arbeit bei DuMont "nicht länger durch abträgliche und substanzlose Äußerungen beeinträchtigt wird".
Unterzeichner der Erklärung sind Hartmut Augustin, Hans-Jürgen Greye ("Mitteldeutsche Zeitung") Hans-Peter Buschheuer ("Berliner Kurier"); Brigitte Fehrle ("DuMont-Redaktionsgemeinschaft"); Joachim Frank, Rouven Schellenberger ("Frankfurter Rundschau"); Rudolf Kreitz ("Express"); Frank Niggemeier ("Hamburger Morgenpost"); Peter Pauls ("Kölner Stadt-Anzeiger") sowie Uwe Vorkötter ("Berliner Zeitung").
Der Vorstand der Mediengruppe und die Geschäftsführer der Unternehmensbereiche Köln, Berlin, Frankfurt, Halle und Hamburg stimmten der Erklärung der Chefredakteure "ausdrücklich zu und begrüßen sie". Man sei sich "in der Beurteilung des Verhaltens von Konstantin Neven DuMont und der sich daraus ergebenden Konsequenzen einig".